Café Odeon

CH 1959, 90 min, 35 mm, Dialekt
Regie: Kurt Früh
Darst.: Emil Hegetschweiler, Margrit Winter, Blanche Aubry, Erwin Kohlund, Hans Gaugler, Eva Langraf, Silvia Frank, Ettore Cella u.a.

Ursprünglich hatte Kurt Früh «Café Odeon» als Melodrama aus dem Zürcher Milieu mit kritischem Ansatz geplant. Verleiher und Geldgeber waren aber über so viel Realismus entsetzt und befürchteten Zensur. Kompromisse waren unumgänglich, das Resultat entsprechend verharmlost. Nach mehrfachen Änderungen wurde daraus die Geschichte von Leni Feller, deren Mann im Gefängnis sitzt. Sie flieht vor dem Gerede im Dorf zu ihrer Schwester Anni in die Stadt, die sich ihren noblen Lebensstil als Prostituierte im Café Odeon finanziert. Leni braucht Geld und versucht, in die Fussstapfen ihrer Schwester zu treten. Ein Professor am hiesigen Gymnasium will sie wieder auf den rechten Weg bringen – und gefährdet damit seine Ehe. Das wiederum kann der Oberkellner Walter und gute Geist des Odeons nicht mitansehen. Er offeriert Leni eine Bleibe und kümmert sich väterlich um sie. Lenis Mann Hans, der vor Angst und Eifersucht geplagt einen Ausbruch riskiert, interpretiert das falsch und versucht, die verfahrene Sache mit Gewalt zu regeln. In ihrer Verzweiflung will sich Leni in die Limmat stürzen, wird aber gerettet. Trotz des harmlosen Inhalts wurde dieser «Sittenfilm» in sechs Kantonen verboten und bei Publikum und Kritik zu Kurt Frühs erstem Flop. Das seit 1911 bestehende Grand Café Odeon am Bellevue, früher Treffpunkt von Künstlern und Halbwelt, ist eine Institution in Zürichs Kulturleben und hat eine bewegte Geschichte. Kurt Früh hat ihm und der Stadt Zürich damit ein filmisches Denkmal gesetzt.