
Red Army
Regie: Gabe Polsky
Mitw.: Slawa Fetissow, Viktor Tichonow, Scotty Bowman, Viacheslav Fetisov, Anatoli Karpov, Alexei Kasatonov, Ken Kurtis, Felix Nechepore u.a.
«Sbornaja», die Eishockey-Nationalmannschaft der Sowjetunion, galt zu Zeiten des Kalten Krieges als weltweit bestes Team dieser Sportart. Diszipliniert und von einer Spielweise gekennzeichnet, die das «Funktionieren im Kollektiv» ins Zentrum stellte, sollte die Mannschaft die Überlegenheit des Sowjetsystems demonstrieren. Heute, dreissig Jahre später, strotzt Slawa Fetissow, seinerzeit Verteidiger und Mannschaftsführer, immer noch vor Selbstbewusstsein, das man auch als arrogant empfinden könnte, wenn ihn Regisseur Gabe Polsky zu interviewen versucht und er von damals erzählt. Fetissow war einer der Ersten, der sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zum «Feind» in die USA absetzte, dort eine Zeit lang in der National Hockey League spielte – und in der Heimat zum «Verräter» erklärt wurde. Doch darf man das alles nicht so eng sehen, denn zum Zeitpunkt des Interviews war Fetissow längst wieder in Russland und als Vertrauter Putins gerade mit der Organisation der Winterolympiade von Sotschi beschäftigt. Mit umfangreichem Archivmaterial ausgestattet, vermittelt «Red Army» diese und andere ähnlich unglaubliche Begebenheiten und liefert dabei auch eine Chronik des politischen Umbruchs. «Von einer irren Zeit, in der Sport immer auch Politik und Weltanschauungs-Show war, erzählt dieser temperamentgeladene Dokumentarfilm des US-Regisseurs Gabe Polsky. Der Spross russischer Einwanderer, der schon als Knabe ein glühender Fan der sowjetischen Nationalmannschaft war und später selber professionell Eishockey spielte, tauchte tief in die Vergangenheit, um herauszufinden, was die russischen Spieler eigentlich antrieb. (…) Der Film besticht durch seinen vitalen Elan, den Griff in den Fundus kurioser alter Dokumente und die aufschlussreiche Beziehung zwischen Sport und Politik. Wie Gabe Polsky immer wieder dieses Verhältnis in den Mittelpunkt stellt, ist ungemein kurzweilig. Nicht nur für Eishockeyfans ein informativer Spass.» Wolfram Knorr, Die Weltwoche