
Bäckerei Zürrer
Regie: Kurt Früh
Darst.: Emil Hegetschweiler, Ettore Cella, Ursula Kopp, Peter Brogle, Margrit Winter, Walter Morath, Maria Rezzonico, Helen Vita u.a.
Mit «Bäckerei Zürrer» konnte Kurt Früh endlich den Film drehen, der ihm schon bei «Oberstadtgass» vorschwebte: ein Film im Stil des italienischen Neorealismus, dessen Regisseure – Vittorio De Sica und Pietro Germi – er bewunderte, und an einem realen Schauplatz, seiner geliebten Langstrasse. «Bäckerei Zürrer» thematisiert als erster Schweizer Film mit populären Mitteln die soziale und politische Realität der Zeit: die ersten «Fremdarbeiter», damals vor allem Italiener, und die sich anbahnende Hochkonjunktur, die Bodenspekulation und eine Abkehr von traditionellen, scheinbar gesicherten Werten mit sich brachte. Emil Hegetschweiler, selbst gelernter Konditor, erwies sich als ideale Besetzung. Als egozentrischer und verknöcherter Patriarch ist er blind gegenüber den wahren Wünschen und Qualitäten seiner Kinder. Er überwirft sich mit seiner Familie, als sein jüngster Sohn Heini die Tochter eines «Marronibraters» heiratet, sein ältester Sohn Richard sich mit dubiosen Spekulationen ruiniert und die Tochter Trudi plötzlich ausziehen will. Sein Kartenhaus bricht zusammen, der totale Absturz in den Alkohol bahnt sich an. Gegen den Rat seiner Frau, der Schauspielerin Eva Langraf, insistierte Kurt Früh auf einem Happy End. Die atmosphärisch-dichte Schilderung der Langstrasse und ihrer Bewohner zeugen von Kurt Frühs Vertrautheit mit dem Quartier. Viel zum Erfolg des Films beigetragen hat auch Ettore Cella in der Rolle des Renzo Pizzani, selbst Sohn italienischer Immigranten und aufgewachsen an der Langstrasse.