Als wir träumten

D 2015, 117 min, DCP, D
Regie: Andreas Dresen
Darst.: Merlin Rose, Julius Nitschkoff, Joel Basman, Marcel Heupermann, Frederic Haselon, Ruby O. Fee, Chiron Elias Krase, Luna Rösner u.a.

Dani, Rico, Pitbull, Mark und Paul gingen noch zu DDR-Zeiten zur Schule, wo sie das rote Pionierhalstuch tragen und hohle Phrasen eines bereits in Agonie liegenden Systems auswendig lernen mussten. Und nun sollen sie plötzlich in der Bundesrepublik Deutschland, im Leipzig der frühen 1990er-Jahre, erwachsen werden. Sie feiern und trinken exzessiv, knacken Autos, klauen im Lebensmittelladen, eröffnen in einem ehemaligen Kulturhaus einen illegalen Technoclub und geraten dabei in Revierkämpfe mit erstarkenden Neonazis. Zwischen den Fronten steht Sternchen, für Dani das schönste Mädchen der Welt. Später wird sie in einem Striplokal ihr Geld verdienen – doch da ist die Zeit, in der alle noch träumten, schon vorbei. Drei Generationen prominenter Autoren mit DDR-Biografie versammelt dieses fulminante Sittenbild der Wendezeit: Schriftsteller Clemens Meyer (Jg. 1977), auf dessen 2006 erschienenem gleichnamigem, autobiografischem Debütroman der Film beruht, Regisseur Andreas Dresen (Jg. 1963) und schliesslich Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase (Jg. 1931), der schon mehrfach mit Andreas Dresen zusammengearbeitet hat und zu DDR-Zeiten als Drehbuchautor von Filmen wie «Berlin – Ecke Schönhauser» oder «Solo Sunny» Filmgeschichte schrieb. Mit Joel Basman als Mark ist zudem ein bekanntes Gesicht aus der Schweiz zu sehen. «Ein zärtlicher, trauriger und wilder Film, eine grosse Überraschung. (…) Früher hätte man Andreas Dresen mitunter schütteln mögen für seine so umfassende Menschenliebe (…). Zwar geht er auch hier einfühlsam um mit den Protagonisten, aber er muss ihre exzessive Bedenkenlosigkeit nicht teilen, kann ihre Wege auch aus einer gewissen Distanz heraus begleiten. Das bedeutet nicht, dass es keine Traurigkeit geben würde über den Verlust an Zukunftsgläubigkeit, der ja einhergeht mit dem Erwachsenwerden. Es gibt diese Traurigkeit, nur ist sie nicht mehr fein und lieb, sondern wild. Anke Westphal, Berliner Zeitung