
Arabian Nights – 1001 Nacht 3: Der Entzückte
Regie: Miguel Gomes
Darst.: Crista Alfaiate, Américo Silva, Carloto Cotta, Jing Jing Guo, Chico Chapas, Quitério, Bernardo Alves u.a.
Nach dem furiosen Auftritt in Cannes entwickelte sich Miguel Gomes’ Trilogie «Arabian Nights» zum Hit des Jahres: Nach München, Toronto und New York wurde der grosse Film zur grossen Krise an zahlreiche weitere Festivals eingeladen. Die episodische Struktur der orientalischen Märchensammlung «1001 Nacht» nutzt der Regisseur zum Auf- und Abblenden sozialer Probleme, zu Ausflügen in die Satire, in skurrile Geschichten, wie sie der portugiesischen Seele, der vom Aussterben bedrohten mündlichen Erzähltradition entsprechen. So entsteht ein überbordendes Kinoerlebnis zwischen Fantasie und Realität, Poesie und Satire, schwelgendem Erzählen und politischer Erkenntnis. Im dritten Kapitel des «schönsten Films des Jahres» (Pascal Blum, Tages-Anzeiger) folgt Scheherazades Auftritt vor der pittoresken Kulisse Marseilles ein harter Schnitt auf das ausufernde Drama vom Vogeltraining für Gesangswettbewerbe durch Arbeitslose in einem Elendsviertel Lissabons. Es ist der Versuch, die Tristesse, die portugiesische Volkskrankheit Saudade, in der Trilogie zu bündeln. Selbst die Erinnerung an die Nelkenrevolution versagt als Fluchtpunkt, als Aufbruchssignal: kein Optimismus, nirgendwo. «Der Film erzähle ‹Geschichten von Armen und Reichen, Mächtigen und Unbekannten, Kindern und Alten, Menschen und Tieren›, so Miguel Gomes. Seine fabelhafte Gesellschaftsanalyse, die sich mal in modernen, mal in archaischen, poetischen oder journalistischen Stil hüllt, wirkt fast wie eine zeitgenössische Version der experimentellen Trilogie des Lebens von Pier Paolo Pasolini (ebenfalls mit Elementen aus ‹1001 Nacht›) (…). Die regelmässige Wiederkehr derselben Schauspieler und Schauspielerinnen in verschiedenen Rollen und Geschichten gibt ‹Arabian Nights› eine barocke und theatralische Dimension, die Kino und Leben, Realität und Artefakt in einer homogenen Dynamik vereint und dem Film eine poetische Eleganz verleiht. Begleitet wird Gomes’ schwindelerregender Genremix von den wiegenden Klängen einer betörenden Musik.» Arte Cinema