Corn Island

GRG/D/F/CSZ/KAS/H 2014, 100 min, DCP, O/d-f
Regie: George Ovashvili
Darst.: Ilyas Salman, Mariam Buturishvili, Irakli Samushia, Tamer Levent u.a.

Er ist einer der vergessenen Konflikte an Russlands Rändern: der Krieg zwischen Georgien und seiner abtrünnigen Provinz Abchasien, der 1991 begann, 1993 eskalierte, danach bis 2008 mit einem brüchigen Waffenstillstand unter Kontrolle gehalten schien – um dann von Putins Kriegmaschinerie erneut in einen blutigen Strudel gerissen zu werden, dem anschliessend ein – bis heute haltender – Zustand eines prekären Nicht-mehr-Krieges folgte. Davon erzählt George Ovashvilis stiller, bildgewaltiger zweiter Spielfilm. Ein alter abchasischer Bauer richtet sich im Frühling auf einer kleinen, durch angeschwemmte Erde angereicherten Insel ein, die in einem Fluss an der Grenze zwischen Georgien und Abchasien liegt. Der Alte, begleitet von seiner 13-jährigen Enkelin, errichtet erst eine Hütte und beginnt dann auf dem fruchtbaren Land Mais anzupflanzen – misstrauisch beäugt von ab und zu vorbeifahrenden Patrouillenbooten, die mal der einen, mal der anderen Konfliktpartei angehören. Der Georgier Ovashvili, der 2010 am Filmfestival Fribourg mit seinem Drama um einen Kriegswaisen «The Other Bank» den «Regard d’or» gewann, zeigt hier mehr noch als in seinem Erstling, dass er zu den grossen Bildmagiern aus einer kaum bekannten Weltgegend gehört. «Vom bewaffneten Konflikt lenkt Regisseur George Ovashvili lieber ab. Dennoch setzt er ein deutliches Zeichen vom Einbruch kriegerischer Gewalt, die mit einer humanen Geste zurückgewiesen wird. Für ihn spricht die Natur das letzte Wort: die im Kern gute der Menschen und die der Gewalten, die Leben schaffen, es wieder vernichten, um es wieder neu erstehen zu lassen. Ihre Sprache spricht die Kamera, die von Anfang an mit auffälliger Dynamik das Eiland umkreist, als folge sie den Strömungen, als beäuge sie misstrauisch das Stück Land, das von ihr selbst geschaffen, von Menschenhand, durch die Zivilisation verändert und nutzbar gemacht und zuletzt wieder eingefordert wird. Die Schlichtheit des Films, seine sorgfältige, beredte Bildsprache sagen alles. Das ist mehr als genug. Das ist ein kleines Meisterwerk.» Marli Feldvoss, epd Film

 

Weitere Vorstellungen im Januar.