Here Is Harold

Here is Harold
NOR 2014, 87 min, DCP, O/d-f
Regie: Gunnar Vikene
Darst.: Lena-Pia Bernhardsson, Björn Granath, Olaf Heggdal, Samuel Hellström, Andreas Hyttsten, Fanny Kettler, Evert Lindkvist, Vida Magnussen u.a.

40 Jahre hat Harold Lunde in einer norwegischen Stadt sein Geschäft «Lunde Möbel» betrieben, bis vor seiner Nase eine Ikea-Filiale ihre Tore öffnet und Harold in den Ruin treibt. Als er zudem noch die Wohnung verliert und seine demente Ehefrau stirbt, ist sein Leben am Ende. Und weil ihm auch sein Sohn, ein verkrachter, trunksüchtiger Journalist mit Eheproblemen, nicht helfen kann, plant Harold einen knalligen Abgang und übergiesst sich in seinem leeren Möbelgeschäft mit Benzin – ein Suizidversuch, den die Sprinkleranlage schnöde vereitelt. Nach diesem Flop beschliesst Harold, den Verursacher seiner Misere, Ikea-Boss Ingvar Kamprad, zu entführen. Mit einer Pistole bewaffnet, setzt er sich in seinen klapprigen Saab und macht sich im tiefsten Winter auf nach Schweden. Unterwegs lernt er die 16-jährige Ebba kennen, die prompt in sein wahnwitziges Projekt einsteigt. Nach einem ersten gescheiterten Versuch geht dem schrulligen Alten und seiner jugendlichen Helferin dank eines unglaublichen Zufalls tatsächlich Herr Kamprad ins Netz, doch das Problem ist: Der reichste Mann Skandinaviens ist nicht unglücklich über die Entführung, erhofft er sich doch so eine Aufpolierung seines Images. Dieses ist wegen seiner Nazivergangenheit, Steuerbetrugs und Kinderarbeit in den Zulieferfirmen in der Dritten Welt, arg ramponiert, was ihn allerdings nicht daran hindert, seinen Entführer zu massregeln: «Als Kidnapper bist du ein absoluter Amateur». Nach dem Grosserfolg «Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg» steht in «Here Is Harold» erneut ein störrischer Alter im Zentrum eines schreiend komischen Films aus Skandinavien, der auf einem Bestsellerroman beruht, in diesem Fall «Saganatt» (dt: Ein ehrliches Angebot) des Norwegers Frode Grytten. «Mit zartem, bisweilen bösem Humor erzählt die zauberhafte Dramödie von einem liebenswerten Senioren, der aufbricht, ein letztes Stückchen seiner Würde zu verteidigen. Mit bewährtem skandinavischem Charme entwickelt sich die kleine, feine Geschichte so unsentimental wie situationskomisch. Smarte Filmkunst der angenehm entspannten Art.» Programmkino.de