
Mediterranea – Refugees Welcome?
Regie: Jonas Carpignano
Darst.: Koudous Seihon, Alassane Sy, Paolo Sciarretta, Annalisa Pagano, Pio Amato, Davide Schipilliti, Naciratou Zanre, Sinka Bourehima u.a.
Aktueller kann ein Film kaum sein: Das Flüchtlingsdrama «Mediterranea – Refugees Welcome?» des jungen Italoamerikaners Jonas Carpignano beschreibt die beschwerliche Odyssee von Ayiva und Abas, zweier junger Männer aus Burkina Faso, die – wie so viele andere Migranten – in Europa eine neue Existenzgrundlage suchen. Über Algerien und Libyen gelangen sie auf einem Flüchtlingsboot nach Süditalien, die Überfahrt überleben sie knapp. Da sie ohne Arbeitsvertrag keine Aufenthaltsgenehmigung erhalten, verdingen sich die beiden als Pflücker auf einer Orangenfarm. Sie hausen in elenden Baracken und sehen sich in dem armseligen Ort immer aggressiverer Fremdenfeindlichkeit ausgesetzt. Bis die Situation schliesslich eskaliert. Mit eindringlichen Handkamerabildern von grosser Unmittelbarkeit arbeitet Jonas Carpignano mit den Mitteln des Spielfilms die Hintergründe der Unruhen im süditalienischen Rosarno auf, bei denen es 2010 zu bewaffneten Übergriffen auf die Migranten kam. Mehr als 60 Menschen wurden teilweise schwer verletzt, zudem kamen skandalöse Machenschaften der N’Drangheta ans Licht. «Der italienische Regisseur Jonas Carpignano erzählt in seinem Spielfilmdebüt ‹Mediterranea› von Flüchtlingsschicksalen, die sich seit Monaten hunderttausendfach so oder ähnlich abspielen – wovon die Darsteller des Films, selber Migranten, zu berichten wissen. Ihren Erfahrungen, welche unmittelbar in die Geschichte und Inszenierung einflossen, verdankt der Film seine beklemmend authentische Atmosphäre. (…) Der hervorragende Film überzeugt auch formal und zeugt nicht zuletzt von tiefempfundener Empathie, die in diesen Zeiten so nötig ist.» Susanne Ostwald, NZZ