Rams

ISL 2015, 93 min, DCP, O/d-f
Regie: Grímur Hákonarson
Darst.: Sigurður Sigurjónsson, Theodór Júlíusson, Charlotte Bøving, Jon Benonysson, Gunnar Jónsson, Þorleifur Einarsson, Sveinn Ólafur Gunnarsson u.a.

«Sture Böcke» lautet in Deutschland der Verleihtitel dieses grossartigen Sozialdramas aus Europas äusserstem Norden. Die Böcke sind die beiden Brüder Gummi und Kiddi, zwei wortkarge, bärtige Mannsbilder in den Sechzigern, die in einer abgelegenen Region Islands von der Schafzucht leben und die für ihre prachtvollen Tiere auf Viehschauen schon öfters mit Preisen ausgezeichnet wurden. Sie wohnen auf zwei Höfen, die in Sichtweite zueinander liegen – und sind seit Jahrzehnten heillos miteinander zerstritten. Beide Brüder sind alleinstehend, zwei griesgrämige, verhärmte Typen; es fällt schwer, sich Frauen vorzustellen, die es mit derartigen Mannsbildern auch nur einen Moment lang aushalten würden. Als eines Tages eine Schafseuche grosse Teile Islands heimsucht, bricht nicht nur die Welt von Gummi und Kiddi zusammen, sondern auch ihre lange und sorgsam gehegte Feindschaft wird auf eine harte Probe gestellt. Mit subtilem Humor schildert der am diesjährigen Zurich Film Festival mit dem Hauptpreis ausgezeichnete Film das Neben- und Gegeneinander zweier Männer, die mit einem Verhängnis konfrontiert werden, das einer Todesstrafe gleichkommt. «Auf dem Papier hört sich Grímur Hákonarsons Zweitling ausgesprochen unspektakulär an. Vielleicht nicht zufällig erinnert die betont einfache Geschichte an David Lynchs ‹The Straight Story›, der seine scheinbare Schlichtheit ebenso offensiv in den Vordergrund stellte, wie es Hákonarson tut. (…) Bewusst unbetont zeigt er das Leben der beiden Brüder (…) und greift auf seine langjährige Erfahrung als Dokumentarfilmer zurück, allerdings ohne die genaue Beobachtung des Alltagslebens der Schafzüchter in Naturalismus abgleiten zu lassen. Die Bilder des norwegischen Kameramanns Sturla Brandth Grøvlen, der für seine herausragende Arbeit an ‹Victoria› zu Recht gefeiert wurde, setzen die spektakulären Landschaften Islands in brillantes Licht, aber ohne diese zu überhöhen.» Michael Meyns, programmkino.de