Premierenfilm

Another Reality

DE/CH 2020, 100 min, DCP, ab 12 Jahren
Regie: Noël Dernesch, Olli Waldhauer

Agit, Ahmad, Parhan, Kianush und Sinan haben etwas gemeinsam: Als Bewohner verschiedener deutscher Grossstädte sind die fünf muskelbepackten Männer mit Migrationshintergrund alle in die Clanstrukturen ihrer aus dem Orient stammenden Grossfamilien eingebunden und – teilweise seit frühester Jugend – schon mehr oder weniger stark mit dem Gesetz in Konflikt gekommen. Zwischen Kiosk, Fitnessstudio und Eigenheim zelebrieren sie ihre Selbstinszenierung vor der Kamera, geben sich aber auch als geläutert. Gleichzeitig verarbeiten sie mit grosser Offenheit geplatzte Träume, Drogenerfahrungen, Knastaufenthalte ebenso wie «Kanaken»-Klischees. Einer von ihnen bringt es in diesem Männerporträt über Beats, Bodybuilding und Business auf den Punkt: «Achim statt Ahmad – dann würde die Welt anders aussehen.» Der Zürcher Regisseur Noël Dernesch war Co-Autor von «Journey to Jah», einem Dokumentarfilm über zwei weisse europäische Reggae-Musiker auf Jamaica, der 2013 am Zurich Film Festival den Publikumspreis gewann und der auch im Kinok zu sehen war. Der Deutsche Olli Waldhauer war Co-Autor von «Istanbul United», einem Dokumentarfilm über Fussballfans in der grössten Stadt der Türkei, der 2014 in Deutschland als erfolgreichstes Dokumentarfilmdebüt überraschte. «Another Reality» ist das erste gemeinsame Filmprojekt der beiden; sie haben während über vier Jahren daran gearbeitet. Seine umjubelte Weltpremiere hatte der Film im August 2019 am Locarno Film Festival in der Semaine de la critique und war dort einer der meistbeachteten Beiträge. Julia Marx schreibt im Programmheft dieser unabhängigen Sektion: «Obwohl die fünf Männer immer wieder Missachtung von Staat und Gesetz ausdrücken, wird zunehmend spürbar, dass wir es hier mit Menschen zu tun haben, die mit ihrer Identität ringen, die sich eigentlich dem Land zugehörig fühlen wollen, in dem sie aufgewachsen sind. Weder moralisierend noch naiv bewundernd, überlassen es Dernesch/Waldhauer dem Publikum, ob es auf die Bekenntnisse ihrer Protagonisten mit Befremden oder Sympathie reagieren will. So oder so: Es sind Figuren, die einem nicht so schnell aus dem Kopf gehen.»    

 

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