100 Jahre Praesens-Film

Wachtmeister Studer

CH 1939, 112 Min., DCP, Dialekt, ab 12 Jahren
Regie: Leopold Lindtberg
Darst.: Heinrich Gretler, Bertha Danegger, Anne-Marie Blanc, Adolf Manz, Armin Schweizer, Ellen Widmann, Robert Troesch, Zarli Carigiet, Sigfrit Steiner u.a.

Wendelin Witschi wird erschossen im Wald bei Gerzenstein aufgefunden. Der unbeholfene Ex-Häftling Erwin Schlumpf ist mit einer grösseren Menge Bargeld in der Nähe des Tatorts gesehen und verhaftet worden. Für den Untersuchungsrichter in der Stadt ist der Fall klar: Der Vorbestrafte hat Witschi beraubt und umgebracht. Dass Schlumpf die Tat vehement abstreitet, spielt keine Rolle, die Fakten sprechen für sich. Er ist schon so gut wie verurteilt, als Wachtmeister Studer auf den Plan tritt. Er hört sich Schlumpfs Version an, sichtet die Fotos des Tatorts und fährt nach Gerzenstein. Das seltsame Verhalten der verängstigten Dorfbewohner:innen bestätigt Studers Ahnung, dass etwas nicht stimmt: Alle scheinen etwas zu wissen, doch niemand will sich äussern … Heinrich Gretler spielt Friedrich Glausers legendären Wachtmeister so prägnant, dass er mit seiner Rolle geradezu verschmilzt. Mit Leopold Lindtbergs Verfilmung gelangte nicht nur Gretler zu nationalem Ruhm, der Film war auch der Beginn von Anne-Marie Blancs langer Karriere. Hervé Dumont schreibt in Geschichte des Schweizer Films: «Kurz bevor sein Wachtmeister – der zu redlich und zu mitfühlend ist, um einen guten Beamten abzugeben – dank Gretler zu einem nationalen Symbol wird, stirbt Glauser, sein Schöpfer, geächtet, verkannt und totgeschwiegen. Glausers zärtlich-verletzlicher, schlauer und insgeheim beklommener Studer wird paternalistisch, mürrisch, massig, einmal feldweibelmässig autoritär. (…) Der Marlowe der Berner Armenviertel verwandelt sich in einen ländlichen und markigen Maigret, mit Brissago statt Pfeife, stämmig, währschaft, knollennasig.» Und Memoriav schreibt: «Mit der Verfilmung von Friedrich Glausers Kriminalroman um den eigenwilligen Berner Wachtmeister Jakob Studer übernahm Leopold Lindtberg zum ersten Mal die alleinige Regieverantwortung für eine Produktion bei der Praesens-Film AG. Der Film war bei Kritik und Kinopublikum ein Grosserfolg und verhalf dem bis anhin wenig beachteten und 1938 verstorbenen Schriftsteller Glauser zum ersten wirklichen literarischen Erfolg. Ebenso legte der Film Heinrich Gretler auf dessen Rolle als Kommissar fest, in der er beim damaligen Publikum offenbar eine Idee des ‹Schweizerischen› abrief.»

 

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