EnGendering Academia

Verliebte Feinde

CH 2013, 100 min, DCP, D
Regie: Werner Schweizer
Darst.: Mona Petri, Fabian Krüger, Thomas Mathys, Annelore Sarbach, Lisa Maria Bärenbold, Steven Buehler, Jean-Pierre Cornu, Andreas Matti, Klaus-Henner Russius u.a.

Als die Juristin Iris von Roten ihr feministisches Manifest «Frauen im Laufgitter» 1958 veröffentlichte, versetzte sie die halbe Schweiz in Aufruhr. Ihre Forderungen nach ökonomischer, politischer, sozialer und sexueller Gleichberechtigung der Frauen waren ein Skandal. Selbst Frauenverbände distanzierten sich vehement von Iris von Roten; sie zog sich daraufhin weitgehend aus dem öffentlichen Leben zurück. Der Walliser Historiker Wilfried Meichtry wertete für seine Biografie «Verliebte Feinde» Tausende von Briefen aus, die sich Iris und ihr Mann, der engagierte Walliser Anwalt und Aristokrat Peter von Roten, während Jahrzehnten schrieben. Der Briefwechsel zeichnet das Bild einer komplexen und explosiven grossen Liebe zweier Querdenker, die ihrer Zeit weit voraus waren. Er war ein etwas verklemmter, dabei charismatischer junger Mann aus katholisch-reaktionärem Schweizer Landadel; sie eine äusserst eigenwillige, hochintelligente Protestantin, die weder zum Katholizismus konvertieren, noch sich mit einer Frauen- und Mutterrolle zufriedengeben wollte. Der Regisseur Werner Schweizer erzählt die Geschichte dieses aussergewöhnlichen Liebespaares, die in ihrer Beziehung einen unerbittlichen Kampf ausfochten, wie die Zeilen von Peter von Roten belegen: «Ich bin tatsächlich oft innert einer Viertelstunde Dein Todfeind und Dein Anbeter.» Iris von Roten erhob Forderungen, die noch heute, 55 Jahre nach dem Erscheinen ihrer bahnbrechenden Kampfschrift «Frauen im Laufgitter», keineswegs selbstverständlich sind. Ihre Thesen wirken immer noch radikal und anregend, denn sie verlangte nicht nur ein bisschen Gleichberechtigung, sondern das volle Programm: erotische Freiheit und die weitgehende Befreiung von der «Haushaltsfron», Kindererziehung inklusive.

 

Caroline Arni, Professorin für Allgemeine Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, Universität Basel, gibt in ihrer Einführung einen Einblick in die Frauenbewegung der Schweiz. Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit der Universität St.Gallen statt.

 

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