
Diamant brut
Regie: Agathe Riedinger
Darst.: Malou Khebizi, Idir Azougli, Andréa Bescond, Ashley Romano, Alexis Manenti, Kilia Fernane u.a.
Die temperamentvolle und unerschrockene 19-jährige Liane lebt mit ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester in einem Sozialwohnungsbau in Fréjus an der Côte d’Azur und hält sich mit kleinen Diebstählen über Wasser. Besessen vom Bedürfnis nach Anerkennung, fliesst ihre ganze Energie in ihr Aussehen. Sie hat sich die Brüste vergrössern lassen und stellt ihren Körper freizügig zur Schau. Damit verfolgt sie einen grossen Traum: Sie will als Influencerin erfolgreich sein. Diesem Ziel kommt Liane einen Schritt näher, als sie zu einem Casting für eine Reality-TV-Show eingeladen wird. In ihrem bemerkenswerten Spielfilmdebüt, das dieses Jahr den Wettbewerb in Cannes eröffnete, widmet sich die französische Regisseurin Agathe Riedinger einer Medienwelt, die jungen Frauen vorführt, wie erfolgreich ihr Äusseres sie machen kann. Es ist ein beunruhigender Blick auf Ruhm zum Preis der Hypersexualisierung von Frauen. Dabei blickt die Filmemacherin voller Empathie auf ihre äusserlich extrovertierte, doch verletzliche Protagonistin, die Social-Media-Likes mit Liebe gleichsetzt und auf reale Zuneigung überfordert reagiert. Olivier Pélisson schreibt auf Bande à part: «‹Diamant brut› erweist sich als seltenes Schmuckkästchen, das nach und nach zahlreiche Facetten enthüllt, von der Macht bis zur Zerbrechlichkeit, vom Glanz bis zur Stille.»