El agua

CH/ES/FR 2022, 104 Min., DCP, Sp/d-f, ab 14 Jahren
Regie: Elena López Riera
Darst.: Luna Pamiés, Alberto Olmo, Nieve de Medina, Bárbara Lennie, Irene Pellicer, Nayara de Lucas, Lidia María Cánovas, Pascual Valero, Zacarias Arzine, Joaquín Cortés u.a.

Die Gegend um Orihuela, einer Stadt im Süden der Provinz Alicante, ist seit jeher eine der trockensten Regionen Spaniens. Und wenn es hier einmal regnet, ist es oft des Guten zu viel; der durch Orihuela fliessende Rio Seguro wird dann zum Strom, der alles mit sich reisst. Seit Beginn der Aufzeichnungen gab es hier achtzehn Hochwasserkatastrophen, die letzte im September 2019. Die heute in Genf lebende Regisseurin Elena López Riera ist 1982 in Orihuela geboren und wuchs mit der Urangst vor dem Fluss auf – verdichtet in der alten Legende vom Fluss, der sich in die schönste Frau der Gegend verliebt und sie deshalb eines Tages für immer mitgenommen hat. In der nach wie vor patriarchalen südspanischen Gesellschaft lebt die Legende bis heute; sie dient als Disziplinierungsmittel für Frauen, als Warnung vor einem zu freizügigen Lebenswandel. Es ist die sommerliche Liebe der 17-jährigen Ana zum drei Jahre älteren José, die vor diesem prekären Hintergrund entsteht und bei beiden den Wunsch weckt, wegzugehen und diesen provinziellen Mief hinter sich zu lassen. Die Geschichte bietet den lockeren erzählerischen Rahmen dieses faszinierenden Hybrids, der in seiner Vermischung von Dokumentarischem und Fiktionalem so fliessend ist wie das Wasser des Filmtitels. Abgesehen von den zwei Schauspielerinnen, die Mutter und Grossmutter von Ana verkörpern, Bárbara Lennie und Nieve de Medina, sind alle Akteur:innen in «El agua» Laien aus der Gegend von Orihuela und spielen weitgehend sich selbst. Luis Martínez schreibt in El mundo: «Der grosse argentinische Schriftsteller Jorge Luis Borges behauptete immer, das Akzeptieren von Fehlern stehe nicht im Widerspruch zum Zufall, sondern bestätige ihn. ‹El agua› ist ein Film, in dem vieles zufällig ist, magisch, völlig falsch, und dennoch völlig wahr, unwiderlegbar, jenseits des Zufalls. Elena López Riera vertraut auf ein Kino, das auf dem Zweifel aufbaut, auf der Wut eines Sturms, auf dem, was fliesst, auf dem Lebenszyklus einer Flut, die alles mit sich reisst. Wasser fällt vom Himmel, um das Gesetz der Schwerkraft auf der Erde infrage zu stellen. Wasser ist Frau – und wie der Borges’sche Zufall kann es ebenso gut ein reiner Irrtum sein, mit der ungeheuren Form der einzig möglichen Gewissheit.»