Nezouh

SY/UK/FR 2022, 103 Min., DCP, O/d-f, ab 16 Jahren
Regie: Soudade Kaadan
Darst.: Hala Zein, Kinda Alloush, Samer al-Masri, Nizar Alani, Nabil Abousalih, Samer Seyyid Ali, Darina Al Joundi u.a.

In Syrien herrscht Krieg. Die 14-jährige Zeina und ihre Eltern gehören zu den Letzten, die noch in ihrem belagerten Wohnviertel in Damaskus ausharren. Als eine Rakete ein Loch in die Decke von Zeinas Zimmer reisst, schläft sie zum ersten Mal unter offenem Sternenhimmel – vorher durfte sie nicht einmal ein Fenster öffnen. Und als sie an einem Seil, das ihr der gleichaltrige Nachbarssohn Amer herunterlässt, aufs Hausdach klettert, erlebt sie zum ersten Mal ein Gefühl der Freiheit. Währenddessen eskaliert die Gewalt, die Nachbarn fliehen. Zeina und ihre Mutter wollen sich ihnen anschliessen, doch der Vater weigert sich: Er will auf keinen Fall ein Flüchtling werden. Die syrische Filmemacherin Soudade Kaadan wurde für ihr Schaffen bereits mehrfach ausgezeichnet: 2018 gewann sie mit «The Day I Lost My Shadow» in Venedig den Leone del Futuro für das beste Spielfilmdebüt und 2019 den Grossen Preis der Jury am Sundance Film Festival für ihren Kurzfilm «Aziza». Mit «Nezouh», der allegorischen Geschichte einer weiblichen Emanzipation, kehrte sie an den Lido zurück und erhielt dafür den Publikumspreis der Sektion Orizzonti. Die Regisseurin, die in «Nezouh» eigene Erlebnisse einfliessen lässt – sie floh nach den ersten Bombenangriffen auf Damaskus in den Libanon und lebt seit 2020 in London – überrascht trotz des ernsten Hintergrunds mit einer sensiblen und erfrischenden Tragikomödie, die in wunderbar poetischen Metaphern von der Kraft des Träumens erzählt und so die Hoffnung einer ganzen Generation wieder aufleben lässt. «Damals sprachen alle von Bombenangriffen und Kämpfen, aber ich wollte über Zwischenmenschliches sprechen», sagt die Regisseurin. «Das zerbombte Haus ist eine Metapher für den gesellschaftlichen Wandel und die Veränderung der Familienstruktur. Plötzlich ist es möglich, dass junge Frauen sich von ihren Familien trennen und alleine leben. ‹Nezouh› bedeutet ‹Vertreibung von Seelen, Wasser und Menschen›, in ‹Nezouh› versuche ich von der Hoffnung und vom Licht zu erzählen, dass trotz allem dieses Chaos durchdringt und Neues ermöglicht.» Ellie Calnan schreibt auf screendaily: «Ein eindringliches Erlebnis, gerade auch wegen seiner visuellen Schönheit und der vielen wunderbaren Details.»