Plan 75

JP/FR/PH/QA 2022, 113 Min., DCP, O/d, ab 16 Jahren
Regie: Chie Hayakawa
Darst.: Chieko Baisho, Hayato Isomura, Stefanie Arianne, Taka Takao, Yumi Kawai, Hisako Ôkata, Kazuyoshi Kushida, Yûsaku Mori, Yoko Yano, Mari Nakayama u.a.

Japan ist eine der am stärksten überalterten Gesellschaften weltweit. Daher hat die Regierung des ostasiatischen Inselstaates kürzlich ein Programm initiiert, mit dem diesem Problem effizient und kostensparend zu Leibe gerückt werden soll: Mit dem sogenannten Plan 75 können Menschen ab 75 Jahren kostenlos Sterbehilfe in Anspruch nehmen. Ausserdem werden sie mit 10’000 Yen belohnt, einem Betrag, den sie entweder sofort zu verprassen oder ihren Angehörigen zu vererben sich verpflichten. Im Zentrum dieser so sanften wie beissend ironischen Dystopie steht die 78-jährige, alleinstehende Hotelangestellte Michiko, die, nachdem sie von ihrem Arbeitgeber entlassen wurde, sich von einem Rekrutierungsangestellten zum Plan 75 überreden lässt. Doch durch die Begegnung mit einer jungen Philippinin, die ebenfalls für das ultraneoliberale Altenentsorgungsprojekt zu arbeiten gezwungen ist, kommen ihr plötzlich Zweifel. Der erste Langspielfilm von Chie Hayakawa basiert auf einem Kurzfilm, den die Japanerin, produziert von ihrem berühmten Landsmann Hirokazu Koreeda, 2018 realisierte. Darin spielte sie bereits mit der makabren Idee von den Alten, die sich freiwillig ins Jenseits befördern – einer Idee, die 40 Jahre früher Shōhei Imamura in seiner in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichneten «Ballade von Narayama» bildgewaltig umgesetzt und die Chie Hayakawa nun als Inspirationsquelle gedient hat. Seine Weltpremiere feierte «Plan 75» am letztjährigen Filmfestival von Cannes in der Sektion Quinzaine des Réalisateurs und erhielt dort eine lobende Erwähnung. Am Filmfestival Fribourg, wo der Film Ende März seine Schweizer Vorpremiere feierte, wurde er von gleich drei Jurys – der Kritikerjury, der Jugendjury und der Internationalen Jury – als bester Film ausgezeichnet. In ihrer Begründung schrieb die Internationale Jury, die von der ukrainischen Regisseurin Maryna Er Gorbach präsidiert wurde: «In einer Zeit, in der auf der Welt die Angst vor einem dritten Weltkrieg herrscht, erzählt dieser Film mit viel Feingefühl von allen Arten der Diskriminierung und sagt uns liebevoll: Der beste Plan ist das Leben. Die wunderbare Schauspielerin Chieko Baisho, die ihre Maske lüftet, sammelt alle ihre Kräfte. Es scheint, als hätte sie nichts im Leben. Doch sie hat das Leben.»