All the Beauty and the Bloodshed

US 2022, 122 Min., DCP, E/d-f, ab 12 Jahren
Regie: Laura Poitras
Mitw.: Nan Goldin, Marina Berio, Noemi Bonazzi, Harry Cullen, Megan Kapler, Annatina Miescher, Mike Quinn, Patrick Radden Keefe, Darryl Pinckney, David Velasco u.a.

Die US-amerikanische Künstlerin und Aktivistin Nan Goldin gilt als eine der bedeutendsten und einflussreichsten Fotograf:innen unserer Zeit. Am Anfang ihres stark autobiografisch geprägten Werks standen die Rebellion gegen die Vorstadtenge ihrer Kindheit und der Schmerz über den Suizid ihrer älteren Schwester Barbara. Berühmt wurde sie in den 1980er- und 1990er-Jahren mit ihren intimen und schonungslosen Porträts von sich und ihrem Freundeskreis in der Subkultur des New Yorker East Village und der Lower Eastside. Damals entstanden The Ballad of Sexual Dependency, eine Diashow mit Musik aus den Jahren 1979 bis 1986, oder 1969 die aufrüttelnde Ausstellung Witness: Against Our Vanishing mit Porträts ihrer an Aids verstorbenen Freund:innen. So ist ihr Werk bei aller Intimität auch immer politisch. In «All the Beauty and the Bloodshed» verknüpft die Dokumentarfilmerin und Oscarpreisträgerin Laura Poitras die Biografie Nan Goldins mit deren Kampf gegen die Opioid-Industrie. Als Nan Goldin nach einer Operation selbst in eine gefährliche Medikamentenabhängigkeit durch Oxycontin gerät, wird sie zur Aktivistin, gründet 2018 die Gruppe P.A.I.N. (Prescription Addiction Intervention Now) und kämpft an vorderster Front gegen die Pharmadynastie Sackler. Diese ist mit ihrem Unternehmen Purdue Pharma nicht nur für die Opioid-Epidemie mit einer halben Million Toten in den USA verantwortlich, sie tritt auch weltweit als Kunstmäzenin in prestigeträchtigen Institutionen auf. Mit ihren Aktionen gelingt es Nan Goldin, «die toxische Philanthropie» der Sackler-Familie zu entlarven und Museen wie den Louvre, die Tate, das Guggenheim und das Metropolitan Museum in New York dazu zu bringen, sich von den Sacklers zu distanzieren. «All the Beauty and the Bloodshed» ist ein fesselndes und emotionales Künstlerinnenporträt, das 2022 am Filmfestival von Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde und 2023 für einen Oscar nominiert war. Sophie Monks Kaufman schreibt auf Indiewire: «Laura Poitras überzeugt mit einem erschütternden Werk von erschreckender Intelligenz und noch grösserer emotionaler Kraft.»