
Die Erschiessung des Landesverräters Ernst S.
Regie: Richard Dindo
Mit Richard Dindos Dokumentarfilm nach dem Buch von Niklaus Meienberg begann die Aufarbeitung eines wichtigen Stücks St.Galler und Schweizer Geschichte. Dindos Film gilt als Schlüsselwerk des Neuen Schweizer Films und entfaltet aufgrund seiner Originaldokumente und der Parteinahme für eine ungeheure Wucht und Dringlichkeit. Erzählt wird die erschütternde Geschichte von Ernst S., der 1942 als erster von 17 Männern wegen Landesverrats hingerichtet wurde, weil er den Deutschen (wertlose) Informationen geliefert hatte. Der im Februar überraschend verstorbene Regisseur bezeichnete St.Gallen, das Schauplatz seines bahnbrechenden Frühwerks war, als seine Schicksalsstadt. In «Die Erschiessung …» zeigt er sie, wie sie sich in den 1970er-Jahren präsentierte: ärmlich und bescheiden, noch nicht die stolze, durchrenovierte Stadt von heute. Man sieht das AZ-Gebäude, das der Kursana Seniorenresidenz weichen musste, das imposante Treppenhaus in Ernst S.’ Wohnhaus an der Zeughausgasse, das nicht mehr existiert, den noch nicht verkehrsberuhigten Gallusplatz. Dindos Film erzählt nicht nur die Geschichte einer unbarmherzigen Klassenjustiz, unter der auch die Geschwister von Ernst S. aufs Schlimmste leiden mussten, sondern zeigt ein längst verschwundenes St.Gallen.