Jeanne

FR 2019, 137 min, F/d, ab 16 Jahren
Regie: Bruno Dumont
Darst.: Lise Leplat Prudhomme, Annick Lavieville, Justine Herbez, Benoît Robail, Alain Desjacques, Serge Holvoet, Julien Manier, Jérôme Brimeux, Benjamin Demassieux u.a.

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Um 1429 entwickelt sich Jeanne d’Arc zur grossen Hoffnung der Franzosen, war es ihr doch dank göttlicher Eingebung gelungen, die englischen Invasoren zurückzutreiben, die ihr Land besetzt hielten. Nachdem sie jedoch in der Schlacht von Compiègne unterliegt, verliert die zuvor gefeierte junge Frau ihre Gefolgschaft, die Kritik an ihr wächst. Vor allem der Kirche ist die unbeugsame Jeanne ein Dorn im Auge, weigert sie sich doch, sich den Geistlichen zu unterwerfen. In einem unerbittlichen Schauprozess soll ihr Wille gebrochen und die lästige Jugendliche als Ketzerin endgültig mundtot gemacht werden. Mit «Jeannette, l’enfance de Jeanne d’Arc» begann Bruno Dumont 2017 seine eigenwillige Annäherung an das Leben der französischen Nationalikone und inszenierte ihre Kindheit als Rockmusical. In «Jeanne» widmet er sich nun ihrer Passionsgeschichte – beziehungsweise ihrer filmischen Dekonstruktion. Simon Hauck schreibt im Münchner Feuilleton: «Was im Kern wie ein Historiendrama beginnt, wird in Dumonts ebenso konzentrierter wie exzentrischer Regie bereits in den ersten fünf Minuten lustvoll demythologisiert. Die letzten Schlachten spielen sich nur im Kopf der Zuschauer ab, wozu das puristische Setdesign in karger Dünenlandschaft kongenial beiträgt. Das Figurenpersonal um die auratische Erscheinung Jeannes ist von vornherein extrem reduziert und erweitert sich erst im zweiten Teil dieses aussergewöhnlichen Kinotrips, wenn das tödlich endende Ketzertribunal in visuell berauschenden Tableaux vivants beginnt. In Anlehnung an Brechts episches Theater hantiert Dumont mit zahlreichen Verfremdungsstrategien, von denen sich der phasenweise sphärische Synthiescore der französischen Chanson-Legende Christophe, der kurz vor Schluss plötzlich sogar selbst mitspielt, als wahrer Glücksgriff erweist. (…) Im Ergebnis ist diese spirituell-sperrige Jeanne-d’Arc-Interpretation ebenso zeitgeistig-frisch wie ätherisch-abgehoben – und für Cineasten wahre Heiligenverehrung.»