
La chimera
Regie: Alice Rohrwacher
Darst.: Josh O’Connor, Carol Duarte, Isabella Rossellini, Alba Rohrwacher, Vincenzo Nemolato, Giuliano Mantovani, Melchiorre Pala, Gian Piero Capretto u.a.
Der Engländer Arthur kehrt nach einem Gefängnisaufenthalt Anfang der 1980er-Jahre in das toskanische Städtchen zurück, wo er einst seine grosse Liebe Beniamina verlor, die Tochter der Gräfin Flora. Hier trifft er auch wieder auf seine alten Freunde, die Tombaroli, eine seltsame Bande von Grabräubern, die durch die Plünderung etruskischer Gräber auf schnelles Geld hoffen. Seinen Räuberfreunden hat Arthur etwas voraus: Er kann mit einer Wünschelrute unterirdische Hohlräume aufspüren, in denen sich unentdeckte Gräber befinden. Der Titel von Alice Rohrwachers viertem Spielfilm bezieht sich auf das Suchen und Finden von etwas, das nicht existiert, – in diesem Fall sowohl Arthurs verlorene Liebe als auch der Traum von grossem Reichtum. Nach «Le meraviglie» und «Lazzaro felice» beschliesst «La chimera» Rohrwachers Trilogie über ihre Heimat in der ländlichen Toskana; erstmals arbeitet die Regisseurin mit einer internationalen Starbesetzung. Während der stets etwas zerzaust wirkende Arthur mit grosser Hingabe vom Briten Josh O’Connor («The Crown») verkörpert wird, spielt Isabella Rossellini die Gräfin und Matriarchin Flora; die Brasilianerin Carol Duarte glänzt in der Rolle der Italia, der rechten Hand von Gräfin Flora. Wie immer ist auch Alice Rohrwachers ältere Schwester Alba wieder mit von der Partie. «La chimera» feierte seine Weltpremiere in Cannes, wo auch Rohrwachers frühere Filme vertreten waren. Die Regisseurin gehört damit zu den ganz wenigen Frauen, die Dauergast am weltweit wichtigsten Filmfestival sind. Michael Sennhauser schreibt in seinem Blog: «Alice Rohrwacher hat ein enormes Talent zum ebenso präzisen wie ausschweifenden Erzählen. Dabei kommen ihr die Motive entgegen, die sie schon in ihren früheren Filmen so wunderbar ins Bild gerückt hat: lokale Bräuche, Italianità, wilde Feste und Musik und Menschen, die zeitweise alle durcheinander reden. Mit diesem Film ist Rohrwacher eine legitime Nachfolgerin von Fellini geworden, ohne dem Meister im Geringsten nachzueifern. Sie spielt mit allen Ebenen des Kinos, sie nutzt Musik und Farbe, Mythologie und Sprachwitz, und sie beherrscht auch den Bildwitz. ‹La chimera› ist ein feines Fest von einem Film.»