Premierenfilm

Albert Anker. Malstunden bei Raffael

CH 2022, 92 Min., DCP, Dialekt/D, ab 8 Jahren
Regie: Heinz Bütler
Mitw.: Endo Anaconda, Matthias Brefin, Eberhard W. Kornfeld, Noëmi Crain Merz, Isabelle Messerli, Oliver Schnyder, Alain Claude Sulzer, Nina Zimmer u.a.

Er war und ist zweifellos einer der populärsten Schweizer Maler, bekannt durch seine meisterhaften Kinderporträts und Dorfszenen, die alle etwas Ruhiges und Versöhnliches ausstrahlen: Albert Anker (1831–1910). Der aus Ins im Berner Seeland gebürtige Maler kehrte nach einem abgebrochenen Theologiestudium und anschliessenden Lehrjahren in Paris im Jahr 1859 in sein Heimatdorf zurück und richtete im Dachgeschoss seines Elternhauses sein Atelier ein, das bis heute existiert. Damit ist das nach Ankers Tod als Museum eingerichtete Albert-Anker-Haus weltweit eines der wenigen unveränderten Künstlerateliers aus dem 19. Jahrhundert. Eine «Zeitkapsel» nennt es der Schriftsteller, Sänger und Poet Endo Anaconda, der durch Ankers Leben, Werk und Welt führt und in mancher Hinsicht auch sein Seelenverwandter war. Das mag erstaunen, denn Anaconda scheint auf den ersten Blick mit der Kunst Albert Ankers, die als rückwärtsgewandt gilt, nichts gemein zu haben. Doch das erklärte Ziel von Regisseur Heinz Bütler war es, Anker von seinem miefigen Image zu befreien. Ähnlich wie in seinem vorherigen Film «Hermann Hesse. Brennender Sommer» (2020) lässt Bütler auch in seinem neuesten Werk einen Künstler an seinem Wirkungsort lebendig werden. Dabei kommen neben dem am 1. Februar 2022 verstorbenen Endo Anaconda unter anderem Ankers Ururenkel und Nachlassverwalter, ein Galerist und zwei Kunsthistorikerinnen zu Wort. David Eugster schreibt auf swissinfo.ch: «Heinz Bütler scheint darauf bedacht zu sein, Anker vor der politischen Aneignung zu schützen, der er zum Opfer gefallen ist. So erwähnt er Christoph Blocher kein einziges Mal und fragt sich, ob es überhaupt fair ist, den Künstler für den patriarchalischen Konservatismus verantwortlich zu machen, mit dem seine Werke gemeinhin in Verbindung gebracht werden. Vielmehr schafft er es, mit seinem quiltartigen Porträt keinen Reaktionär, sondern einen neugierigen, etwas desillusionierten Weltbürger zu zeichnen. Damit entstaubt dieser Dokumentarfilm das traditionelle Bild von Anker und verweist darauf, dass sein robuster Realismus durchaus eine Verwandtschaft mit den radikaleren Impressionisten aufweist.»

 

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