Premierenfilm

Rimini

AT/DE/FR 2022, 114 Min., DCP, D, ab 16 Jahren
Regie: Ulrich Seidl
Darst.: Michael Thomas, Tessa Göttlicher, Hans-Michael Rehberg, Inge Maux, Claudia Martini, Georg Friedrich, Natalya Baranova, Amir Kozman, Silvana Sansoni u.a.

Richie Bravo war einst ein gefeierter Schlagerstar, der bei seinen Auftritten grosse Hallen füllte. Aber das ist lange her. In der Gegenwart hält sich der übergewichtige, alkohol- und spielsüchtige Sechzigjährige mit Auftritten in billigen Strandhotels über Wasser. In der toten Wintersaison verdienen sich diese trostlosen Absteigen mit busreisenden Rentnerinnen und Rentnern ein Zubrot. Im titelgebenden norditalienischen Badeort ist ein derartiges Etablissement der Schauplatz von Ulrich Seidls neuestem Film, der an der diesjährigen Berlinale seine Weltpremiere feierte. Sechs Jahre nach seinem letzten Werk, der Dokumentation «Safari», ist das Enfant terrible des österreichischen Films in alter Frische zurück. Wie immer in seinen Spielfilmen ist die Grenze zum Dokumentarischen fliessend. So ist hier das winterlich-verschneite Rimini, dessen fremdartige Schönheit Seidl in Berlin in den höchsten Tönen lobte, durch und durch real. Doch die Story rund um den beleibten Sänger – der sich für einige seiner angejahrten weiblichen Fans auch als Callboy betätigt – ist so fiktiv wie bösartig. Als seine erwachsene Tochter auftaucht, die er seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hat, und ihn mit seiner Vergangenheit konfrontiert, wird es für ihn ungemütlich. Verkörpert wird Richie Bravo, der real existiert und in den 1980er-Jahren tatsächlich Erfolge feierte, mit sichtlichem Vergnügen von Michael Thomas. Der österreichische Schauspieler ist immer wieder im Theater und Fernsehen (u.a. in einem Hamburger Tatort) sowie in Musicals zu sehen und zu hören und hatte bereits in Ulrich Seidls «Import Export» (2007) und «Paradies: Hoffnung» (2013) grössere Rollen gespielt. Mit von der Partie sind weitere bekannte Schauspieler:innen wie Hans-Michael Rehberg als Richie Bravos greiser Vater (er verstarb kurz nach Abschluss der Dreharbeiten), Inge Maux (bekannt aus Michael Steiners «Wolkenbruch») als Richie Bravos treueste Verehrerin oder Georg Friedrich als dessen Bruder. Dominik Kamalzadeh schreibt in Der Standard: «Das ist ein Film, der Seidl-Kennern vertraute Elemente bietet, zugleich aber auch einen poetischen Schritt zur Seite macht.»

 

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