Premierenfilm

À plein temps

FR 2021, 88 Min., DCP, F/d, ab 16 Jahren
Regie: Eric Gravel
Darst.: Laure Calamy, Anne Suarez, Geneviève Mnich, Olivier Faliez, Évelyne El Garby-Klaï, Nolan Arizmendi, Sasha Lemaitre Cremaschi, Cyril Gueï, Lucie Gallo u.a.

Die alleinerziehende Julie lebt mit zwei kleinen Kindern in einem Vorort von Paris und arbeitet als Première femme de chambre in einem Luxushotel in der Pariser Innenstadt. Ihr Alltag ist streng getaktet: Aufstehen in aller Herrgottsfrühe, Frühstück machen, die Kinder anziehen, sie vor Tagesanbruch zur Tagesmutter bringen, auf die Vorortbahn rennen, vom Zug in die U-Bahn umsteigen, um an den Arbeitsort zu hetzen. Am Abend wiederholt sich das Ganze in umgekehrter Reihenfolge. Dazwischen schnell Einkäufe erledigen, den Ex-Mann um einen Rückruf und die ausstehenden Alimente bitten, ein Geburtstagsgeschenk für den Sohn suchen und, wenn die Kinder endlich im Bett sind, sich auf das nächste Vorstellungsgespräch vorbereiten. Als sie endlich zu einem Gespräch für eine langersehnte bessere Stelle eingeladen wird, erreicht ein landesweiter Streik seinen Höhepunkt und legt das öffentliche Verkehrssystem lahm. Das fragile Gleichgewicht von Julies Alltag gerät in bedrohliche Schieflage … Es ist beeindruckend, wie Julie – von Laure Calamy herausragend verkörpert – ihren prekären Alltag zwischen Arbeit, Stellensuche und Familienleben meistert und am Wochenende für ihren Sohn eine Geburtstagsfeier organisiert – immer liebenswürdig, zuverlässig, ohne ein Wort der Klage oder des Selbstmitleids. Regisseur Eric Gravel filmt Julies Leben auf der Überholspur wie einen spannungsgeladenen Thriller, unterlegt von einem drängend-bedrohlichen Beat, der die Atemlosigkeit seiner Protagonistin geradezu körperlich spürbar macht. Meisterhaft zeichnet er das Porträt einer Kämpferin, deren Alltag «die Erschöpfung der Frauen», so der Titel des gefeierten Essays von Franziska Schutzbach, geradezu exemplarisch illustriert. Ein Film, der unter die Haut geht. Jean-Claude Raspiengeas schreibt in La Croix: «Laure Calamy, an den Filmfestspielen in Venedig 2021 als beste Schauspielerin ausgezeichnet, zeigt in der Rolle der Julie grandios die emotionale Überlastung, über die so viele Frauen klagen. (…) Eric Gravel, der auf der Mostra mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichnet wurde, hat mit seiner agilen Kamera, die immer in Bewegung ist, einen beklemmenden, beängstigenden Film am Rande des Abgrunds geschaffen. Ein Film, der eloquenter und überzeugender ist als viele Reden.»

 

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