Premierenfilm

Titane

FR/BE 2021, 108 Min., DCP, F/d, ab 16 Jahren
Regie: Julia Ducournau
Darst.: Agathe Rousselle, Vincent Lindon, Garance Marillier, Laïs Salameh, Mara Cisse, Marin Judas, Diong-Kéba Tacu, Bertrand Bonello u.a.

Mit einem Autounfall in der Kindheit beginnt die Geschichte von Alexia, die zur Stabilisierung ihres gebrochenen Schädels eine Titanplatte über dem rechten Ohr implantiert bekommt. Das Leben mit dem rettenden Metall birgt aber Gefahren in sich. «Achten Sie auf neurologische Anzeichen», warnt ein Arzt die Eltern nach dem Eingriff. Als junge Frau entwickelt Alexia einen ausgesprochenen Fetisch für Fahrzeuge und tritt als Tänzerin in einer Auto-Erotik-Show auf, wo sie ihre skurrile Obsession ausleben kann. Menschen dagegen sind ihr eher suspekt; wer ihr zu nahe kommt, wird kaltblütig getötet. Nach einer exzessiven Gewaltnacht muss sie untertauchen und nimmt als Tarnung die Identität des als Kind verschwundenen Adrien an, der noch immer von seinem Vater Vincent gesucht wird. Ohne gross Fragen zu stellen nimmt der Feuerwehrhauptmann den «wiederaufgetauchten Sohn» bei sich auf. Seine bedingungslose Liebe setzt Alexia aber zunehmend unter Druck. Immer schwieriger wird es, ihren Frauenkörper, der zudem deutliche Merkmale einer sich rasant entwickelnden Schwangerschaft zeigt, vor Vincent zu verbergen … Nach nur zwei Langspielfilmen gehört Regisseurin Julia Ducournau bereits zu den aufsehenerregendsten kreativen Köpfen des französischen Kinos. Ihre Werke sind wild, gewagt und von visueller Wucht. «Titane» ist sicherlich nichts für zarte Gemüter. Wer sich aber auf die (alb)traumhafte Logik des diesjährigen Cannes-Siegers einlässt, wird mit einem «rauschhaften Feuerwerk aus Farben, permanenten Grenzüberschreitungen und purem Adrenalin belohnt, das nur begeisterte Zustimmung oder brüske Ablehnung zulässt», so Joachim Kurz auf kino-zeit.de. Andreas Busche schreibt in Der Tagesspiegel: «‹Titane› gehörte auch deswegen zu den heimlichen Festival-Favoriten, weil er dahin geht, wo sich heute nur wenige Filme hintrauen: Bilder, die körperliche Schmerzen bereiten, bei aller Drastik aber eine tiefe Verletzlichkeit offenbaren, je weiter sich die Figuren von ihrer Umwelt isolieren. Agathe Rousselle spielt diese blutrünstige junge Frau, die sich erst in einen Jungen und schliesslich in etwas faszinierend Transhumanes verwandelt. Wie Ducournau in ihrem Film Körperhorror mit Gender- und Identitätsfragen kurzschliesst und gleichzeitig ein berührendes Vater-Sohn-Drama (auch dank der gebrochenen Virilität von Vincent Lindon) mit blutigem Gore verbindet, lässt alle Konventionen des Genrekinos hinter sich.»

 

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