Zum 100. Geburtstag von Federico Fellini

Fellini Satyricon

IT 1969, 129 min, 35 mm, O/d-f, ab 16 Jahren
Regie: Federico Fellini
Darst.: Martin Potter, Hiram Keller, Max Born, Salvo Randone, Mario Romagnoli, Magali Noël, Capucine, Alain Cuny, Fanfulla, Danika La Loggia, Lucia Bosé u.a.

Inspiriert vom antiken Romanfragment «Satyricon» des Titus Petronius Arbiter lässt Federico Fellini die Mythen und Legenden während der Regierungszeit Neros im alten Rom lebendig werden. Im Zentrum des schillernden Bilderbogens einer dekadenten Gesellschaft stehen die beiden Jünglinge Encolpio und Ascilto und ihre Liebesquerelen um die Gunst des schönen Lustknaben Gitone. Auf der abenteuerlichen Suche Encolpios nach Gitone, den Ascilto entführt und an einen Schauspieler verkauft hat, entfaltet der Film in verschiedenen Episoden ein traumhaftes, groteskes und abgründiges Bild der Epoche, darunter das überbordende Gastmahl im Hause des Trimalcione, der Raub eines als Halbgott und Orakel verehrten Hermaphroditen und Encolpios Kampf mit einem als Minotaurus verkleideten Gladiator. Thomas Koebner schreibt in Federico Fellini. Der Zauberspiegel seiner Filme: «Der Film pointiert in vielen grotesken Episoden die Krise einer Gesellschaft in unsicheren Zeiten, auf nichts scheint Verlass zu sein, Erdbeben in realer und symbolischer Art erschüttern die Behausungen, Menschen fliehen und beschwören vergeblich die Götter, die Dekadenz der Reichen und der Zerfall der alten Mächte münden in Narretei und Chaos. (…) Fellini macht deutlich, dass sich dieser Film eine Welt vorstellt, in der Hetero- und Homosexualität fliessend ineinander übergehen. Die fluktuierende Sinnlichkeit kann ebenso als Merkmal einer dekadenten Ära wie als Indiz einer liberalen und aufgeschlossenen Epoche gelten. Fellini gewinnt unter dem Einfluss der Counter-Culture, der freizügigen Lebensart der Hippies in den 1960er-Jahren, ein ausserordentlich zuversichtliches Verhältnis zu jungen Menschen: Ihre unverkrampfte neue Natürlichkeit, die nicht von kirchlichen Tabus umzingelt und vergiftet wird, das Wiederaufleben oder die Wiedereinsetzung der Erotik in alte Rechte hat bei Fellini ausdrückliches Wohlwollen hervorgerufen.» Fellini selbst bezeichnete seine Adaption von «Satyricon» als «Science-Fiction-Reise durch andere Sphären».

 

Reservieren:

Trailer