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Gramper und Bosse – Bahngeschichten

CH 2005, 84 min, DCP, Dialekt
Regie: Edwin Beeler

Edwin Beelers Dokumentarfilm beleuchtet die Arbeitswelt der Eisenbahn, der einst auch seine Eltern angehörten: Der Vater war 42 Jahre Gleiswart, die Mutter wirkte als Köchin in einer Kantine der SBB. Doch die Lebenswelt der Eltern gibt es nicht mehr. Der Staatsbetrieb wurde umstrukturiert, automatisierte Arbeitsabläufe und Sparmassnahmen führten zu Personalabbau und die schönen Bahnhofbuffets wurden in «Aperto»-Shops umgewandelt. Man staunt jedoch immer noch über die starke Identifikation mancher Angestellter mit ihrem Betrieb. Für sie sei der Beruf noch eine Berufung gewesen, während es für die Jungen heute ein Job wie jeder andere sei, erzählt einer der porträtierten Mitarbeiter und fügt hinzu: «Der Eisenbähnler mit Leib und Seele ist vom Aussterben bedroht.» Edwin Beeler entwirft ein vielschichtiges Kaleidoskop des helvetischen Mythos SBB. Liebevoll, tiefgründig, aber ohne nostalgische Verklärung nähert er sich den Bähnlern und ihrer Büez und setzt ihnen ein längst fälliges Denkmal. Birgit Schmid notierte im Filmbulletin: «Beeler, der Bähnlersohn, ist ein faszinierter, stiller Beobachter. Die Kamera von Hansueli Schenkel verfolgt aufmerksam die Schweissarbeiten an der Schiene, das Hantieren mit Schaltern und Knöpfen im Stellwerk. SBB-Symbolik wird ins Bild gerückt: die Anzeigetafel der Züge, die Bahnhofsuhr. Die Tonspur hält das Pfeifsignal bei der Zugabfahrt fest oder den Schotter, der aufs Trassee prasselt. Neben Gleisbausequenzen stehen Archivaufnahmen aus der Filmwochenschau und Fotografien aus dem Familienalbum. Immer wahrt der Regisseur eine respektvolle Distanz zum Privaten und setzt Kommentare sparsam ein. So nimmt man eine Erinnerung an den Vater, der in seiner Freizeit am liebsten auf dem Sofa lag und Wildwestromane las, dankbar auf.» Und Martin Walder meinte in der NZZ: «Diese Welt ist eine besondere. Bähnler sein ist eine Existenzform, kein Job, eine Berufung – war es zumindest. Beelers Doku-Film ist getränkt von der Melancholie des Stolzes und der Skepsis mitten im rasanten Umbruch, der das Bahnwesen, seine Kultur und seine Menschen erfasst hat – er ist nicht analysierend, kaum erklärend, aber mit Gefühl vernetzend.»

 

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