Premierenfilm

L'adieu à la nuit

FR/DE 2019, 104 min, DCP, F/d
Regie: André Téchiné
Darst.: Catherine Deneuve, Kacey Mottet Klein, Oulaya Amamra, Stéphane Bak, Kamel Labroudi, Mohamed Djouhri, Amer Alwan, Tamara De Leener, Jacques Nolot u.a.

Dies ist der achte gemeinsame Film von Catherine Deneuve mit André Téchiné; mit keinem anderen Regisseur hat die französische Diva so oft gedreht. Im neuen Film spielt sie Muriel, Besitzerin einer Pferdezucht. Sie bekommt Besuch von ihrem geliebten Enkel Alex, der in wenigen Tagen nach Kanada reist. Nach dem Unfalltod seiner Mutter ist Alex bei ihr aufgewachsen; von seinem algerischen Vater, der eine neue Familie gründete, will er nichts wissen. Alex scheint allerdings seltsam distanziert und nervös und beantwortet die Fragen seiner Grossmutter ausweichend. Dann entdeckt Muriel den Grund: Alex ist zum Islam konvertiert und will mit seiner Freundin Leila nicht nach Kanada, sondern nach Syrien reisen, um sich den Dschihadisten anzuschliessen. Während derzeit die Politik in zahlreichen Staaten debattiert, wie man mit IS-Rückkehrern verfahren soll, geht es André Téchiné in «L’adieu à la nuit» nicht um Politik. Vielmehr stellt der 76-Jährige das Gefüge innerhalb einer Familie ins Zentrum und zeigt, wie seine Generation verwundert und bestürzt darauf reagiert, dass eine verunsicherte Jugend sich verblenden und radikalisieren lässt – wobei der Regisseur darauf verzichtet, Antworten zu geben. «Es gibt keine Erklärung», sagt ein ehemaliger Dschihadist zu Muriel, die verstehen will, wie Alex in diesen Sog geraten konnte. Die von Wut und Hass verstellte Weltsicht von Alex und Leila steht dabei im harten Kontrast zur frühlingshaften, entspannten Stimmung im ländlichen Süden Frankreichs, die Kameramann Julien Hirsch betörend einfängt. Nach dem Coming-of-Age-Drama «Quand on a 17 ans», das im Kinok zu sehen war, ist es der zweite Film des Franzosen mit dem Lausanner Kacey Mottet Klein, dessen physische Präsenz dem radikalisierten Alex eindringliche Glaubwürdigkeit verleiht. Christiane Peitz schreibt im Tagesspiegel, es fehle nichts, was einen Téchiné-Film ausmache: «Die Sinnlichkeit (allein wie er Pferde filmt!), das fabelhafte Schauspieler-Ensemble, das feine Gespür für Familienkonstellationen, der wache Blick auf junge Menschen und wie sie es schwer haben mit dem Erwachsenwerden – und vor allem: Catherine Deneuve.»

 

Weitere Vorstellungen im Oktober.

 

Reservieren:

Trailer