Premierenfilm

Gundermann

DE 2018, 127 min, DCP, D
Regie: Andreas Dresen
Darst.: Alexander Scheer, Anna Unterberger, Eva Weissenborn, Axel Prahl, Thorsten Merten, Benjamin Kramme, Bjarne Mädel, Kathrin Angerer, Milan Peschel u.a.

In Ostdeutschland war Gerhard «Gundi» Gundermann so etwas wie eine Kultfigur. Ein Liedermacher und Baggerführer beim Braunkohle-Abbau; ein überzeugter Kommunist, der unehrenhaft aus dem Militärdienst entlassen und später wegen «unerwünschter eigener Meinung» aus der SED ausgeschlossen wurde, ein inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit, der Freunde bespitzelte und seinerseits bespitzelt wurde. Die Handlung des Spielfilms setzt in der Nachwendezeit 1992 ein: Gundermann sucht und findet eine neue Begleitband und wird mit seiner Vergangenheit als Stasi-Informant «Gregori» konfrontiert – eine Tatsache, die er aus seiner Erinnerung verdrängt hatte, insbesondere, was das Ausmass seiner Aktivitäten betraf. Wie konnte es dazu kommen? Dafür springt Regisseur Andreas Dresen nach dem raffinierten Drehbuch von Laila Stieler immer wieder zurück ins Jahr 1975. In eine Zeit, in der Gundermann eine Konzerttour plant und ein jovialer Führungsoffizier ihm anbietet, Konzerte im «nichtsozialistischen Ausland» zu ermöglichen – wenn der Sänger hundertprozentig für seine Mitmusiker bürgen könne. Ein weiteres Thema ist die lange, hartnäckige Liebe, die «Gundi» für die Bandkollegin Conny empfand. Dresen, der mit Filmen wie «Als wir träumten», «Wolke 9» und «Sommer vorm Balkon» das deutsche Lebensgefühl immer wieder feinsinnig und präzis einzukreisen verstand, nutzt erneut eine individuelle Geschichte, um grössere Zusammenhänge verständlich zu machen. «Darum ist der neue Film von Andreas Dresen auch sehr viel mehr als nur die Biografie des widersprüchlichen und früh verstorbenen Nachwende-Liedermachers Gundermann», schreibt Anke Sterneborg in epd-Film, «es ist ein kluger, einfühlsamer, vielschichtiger und vor allem auch sehr berührender Beitrag zur deutsch-deutschen Geschichte, zu einem differenzierteren, menschlicheren Umgang damit.» «Gundermann» ist auch ein Film, der die Lieder, gesungen von Hauptdarsteller Alexander Scheer, dramaturgisch geschickt in die Handlung integriert und die Songtexte zur vielschichtigen Annäherung nutzt. Es lässt sich also ein grossartiger Liedermacher entdecken, der hierzulande kaum bekannt ist.

 

Weitere Vorstellungen im Oktober.

 

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