Nothing to Hide?

Welt am Draht

BRD 1973, 212 min, DCP, D
Regie: Rainer Werner Fassbinder
Darst.: Klaus Löwitsch, Mascha Rabben, Karl-Heinz Vosgerau, Barbara Valentin, Günter Lamprecht, Ulli Lommel, Adrian Hoven, Kurt Raab, Margrit Carstensen, Ingrid Caven u.a.

Das wichtigste Forschungsprojekt des staatlichen Instituts für Kybernetik und Zukunftsforschung ist Simulacron 1, ein Super-Computer, der imstande ist, eine repräsentative Imitation der realen Welt zu erschaffen. Diese wird von «Identitätseinheiten» bevölkert, die wie normale Menschen leben und ein Bewusstsein haben. Ausser einer einzigen «Kontakteinheit» wissen diese Menschen nicht, dass sie nur elektronisch existieren. Als der Leiter des Forschungsprojekts unter unerklärlichen Umständen stirbt, wird sein Nachfolger Dr. Fred Stiller (Klaus Löwitsch) hellhörig. Der zweiteilige WDR-Fernsehfilm «Welt am Draht» ist Rainer Werner Fassbinders einziger Ausflug ins Science-Fiction-Genre und gilt als eisiger Monolith und Urvater der «Matrix»-Trilogie. Er beruht auf dem Roman «Simulacron-3» des US-amerikanischen Autors Daniel F. Galouye aus dem Jahr 1964. Das Thema ist hochaktuell: die totale Überwachung und Kontrolle in einer vom Supercomputer Simulacron simulierten Welt. Der Film ist von erstaunlich prognostischer Genauigkeit, stellt er doch bereits die Frage, wie wir mit dem Bewusstsein leben, dass unsere Handlungen aufgezeichnet und elektronisch weiterverarbeitet werden. Grosse Freude macht auch das Wiedersehen mit dem grossartigen Ensemble der «Fassbinder-Familie». Als Referenz an Jean-Luc Godards Film «Alphaville», den Fassbinder verehrte, hat Eddie Constantine alias Lemmy Caution einen kleinen Auftritt im zweiten Teil des Films. Gewohnt meisterhaft führt Michael Ballhaus die Kamera; er hat auch die an der Berlinale 2010 präsentierte digitale Restaurierung des Films begleitet. «‹Welt am Draht›, das ist kaltes, blaues Licht, Aquarium-Atmosphäre, steriler Siebzigerjahreschick, Männer in eleganten Jackets mit Fliegen, Frauen mit Stolen und langen Handschuhen, dazu im Hintergrund Isoldes Liebestod auf Endlosschleife. Ein falsches Leben, das uns dennoch richtig erscheinen mag in seiner leblosen Stilisierung, in der unglaublichen Leichtigkeit im Spiel mit grossen Gefühlen … Klaus Löwitsch ist ein schöner cooler Noir-Held, ganz in der Bogart-Tradition, Mascha Rabben eine irritierende Femme fatale.» Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung

 

Reservieren:

Trailer