Nothing to Hide?

Pre-Crime

DE 2017, 88 min, DCP, O/d
Regie: Monika Hielscher, Matthias Heeder
Mitw.: Robert McDaniel, Smurfz, Bilel Benbouzid, Yvonne Hofstetter, Andrew G. Ferguson, Jeremy Gorner, David Marsan, Leroy Logan, Robert Cheetham u.a.

Der junge Afroamerikaner Robert McDaniel erhält einen Brief von der Polizei Chicagos. Darin erfährt er, dass er in nächster Zeit mit grosser Wahrscheinlichkeit in ein Verbrechen verwickelt wird. McDaniel ist kein Verbrecher, dennoch ist er auf eine sogenannte «Heat List» der gefährlichsten Personen der Stadt geraten. Auf die Liste hat ihn ein Computerprogramm der Chicagoer Polizei gesetzt, weil er mit jemandem befreundet war, der ermordet wurde. Im aufrüttelnden Dokumentarfilm «Pre-Crime» von Monika Hielscher und Matthias Heeder ist Robert McDaniel bloss ein Beispiel dafür, wie die negativen Seiten des «Predictive Policing» aussehen können. Denn was nach einem Science-Fiction-Szenario im Stil eines Hollywood-Thrillers wie «Minority Report» tönt, ist in Städten wie Chicago, London oder München bereits Realität: Anhand von Big Data und Algorithmen berechnen Polizeicomputer, ob jemand gefährlich ist oder nicht – und können so gezielt potenzielle «Verdächtige» überwachen. Das Regieduo hat während drei Jahren in diesem neuen Feld der Verbrechensbekämpfung recherchiert und zeigt auf, wie solche Polizeiprogramme funktionieren und wie wir als unbescholtene Bürger mit dazu beitragen, diese Datenbanken mit Informationen zu füttern – mit unserem Kaufverhalten, unseren Bewegungsmustern und Kontakten auf dem Smartphone sowie in den sozialen Netzwerken. Der Film lässt Menschen zu Wort kommen, die täglich mit dieser Technologie arbeiten oder sie kritisch betrachten, und Menschen wie Robert McDaniel, die unversehens ins Visier der Behörden geraten. Eine zentrale Frage in «Pre-Crime» lautet: Wie viel Freiheit sind wir bereit aufzugeben für das Versprechen absoluter Sicherheit? Matthias Heeder sagt: «Es sind nicht die Algorithmen, vor denen wir uns fürchten sollten, sondern die gesellschaftlichen Player, die die wachsende Datenflut algorithmisch für ihre jeweiligen Zwecke nutzen: für Sicherheit, Konsum, Kontrolle, Überwachung, Prognosen etc. Und zwar ohne dass es auch nur im Ansatz demokratische Kontrolle über den Einsatz dieser Technologien gibt.»

 

Nach der Vorstellung vom 3. April findet eine Diskussion mit Patrick Walder, Kampagnenleiter Amnesty International Schweiz, und Fritz Tanner, Datenschutzbeauftragter Kanton Thurgau, statt. Moderation: Matthias Fässler, Historiker.

 

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