Premierenfilm

Haarig

CH 2017, 52 min, DCP, D
Regie: Anka Schmid
Mitw.: Evelyne Meier, Leandro Meier, Maggie Morgan, Giovanna Risch, Laura Näf, Giorgia Marthaler, Livia Lugano, Emilia Lugano, Juno Meier, Brigitta Fischer u.a.

Seit jeher haben Menschen Haaren eine grosse Bedeutung zugemessen. Sie stehen für körperliche Stärke, Lebenskraft, Schönheit, magische Kräfte und galten gar als Sitz der Seele. Haare sind ein wichtiger Teil unserer Identität, sie sind Statement und Experimentierfeld, signalisieren Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe und spiegeln gesellschaftliche Normen und Entwicklungen. Anka Schmid unternimmt in ihrer Mischung aus Animations- und Dokumentarfilm anhand des Kopfschmucks eine ebenso kluge wie vergnügliche Reise durch ihre Familien- und die Kulturgeschichte. «Das bin ich – mit den haarigen Geschichten meiner Generation», beginnt sie ihre filmische Erkundung und verknüpft Real-, Archiv- und Trickaufnahmen zu einer assoziativ-verspielten Montage. Dabei enthüllt sie überraschende Zusammenhänge. Haare können politisches Statement sein: Man denke nur an die Protest- und Nonkonformitätssignale, die von den langen Mähnen der Hippies, dem Afro der Politaktivistin Angela Davies, den Pilzköpfe der Beatles und den Dreadlocks der Rastas ausgehen. Auch religiöses Zeugnis ist mit einer bestimmten Haartracht verbunden, wie die Schläfenlocken und die Perücken orthodoxer Juden und Jüdinnen und die Bärte strenggläubiger Moslems zeigen. Zudem sind Haare und Frisuren Moden und Zeitgeist unterworfen. Wie sehr sich der Umgang mit der Körperbehaarung gewandelt hat, machen beispielsweise Sean Connerys Brusthaare deutlich: Heute provoziert eine solch üppige Pracht beim Publikum eher Gelächter als Bewunderung. Die glattrasierten Oberkörper heutiger Hollywood-Jünglinge machen auch deutlich, wie stark sich die Geschlechtergrenzen verwischen. Feministische Künstlerinnen wie Cindy Sherman, Manon und Hannah Wilke haben sich unter Einsatz von Haut und Haar gesellschaftskritisch geäussert. Ihre künstlerischen Arbeiten zeugen von der Brisanz der Haare und schlagen den Bogen zum Werdegang der Regisseurin, die bereits in einem Frühwerk Herzen aus krausem Haar auf einem Busen animierte. Anka Schmids unterhaltsame, erhellende und kreative Reise führt bis in den Intimbereich und fügt unserem täglichen Kampf mit den zu vielen, zu wenigen, zu widerspenstigen und zu schlecht sitzenden Haaren überraschende Facetten hinzu.

 

Premiere in Anwesenheit der Regisseurin Anka Schmid.

 

Reservieren:

Trailer