Premierenfilm

The Killing of a Sacred Deer

UK/IE/US 2017, 121 Min., DCP, E/d-f, ab 16 Jahren
Regie: Yorgos Lanthimos
Darst.: Nicole Kidman, Colin Farrell, Alicia Silverstone, Barry Keoghan, Raffey Cassidy, Bill Camp, Sunny Suljic, Denise Dal Vera, Herb Caillouet, Barry G. Bernson u.a.

Steven Murphy ist ein erfolgreicher Herzchirurg, seine attraktive Frau Anna führt als Augenärztin eine Klinik, mit Bob und Kim haben sie zwei nette Kinder. Dann ist da noch Martin. Der 16-Jährige trifft Steven regelmässig und erhält von ihm teure Geschenke. Lange bleibt unklar, was für eine Art Beziehung die beiden miteinander haben. Doch als Steven sich zu distanzieren beginnt, erfährt er auf fatale Weise, welch grausames Spiel Martin mit ihm treibt. Der Plot dieses irritierenden Psychothrillers könnte aus den 1980er-Jahren und von einem Regisseur wie Brian De Palma stammen. Der griechische Regisseur Yorgos Lanthimos macht daraus etwas komplett anderes: eine böse, kühle Allegorie, der man mit ebenso viel Unbehagen wie Faszination folgt. Hier soll eine Schuld gesühnt werden. Yorgos Lanthimos inszeniert Martins Rachefeldzug in einer meisterhaft orchestrierten Strenge, deren Intensität durch eine traumartige und zugleich analytische Distanz gedämpft wird, die an das Kino von Stanley Kubrick oder David Lynch erinnert. Es gibt lange, verlangsamte Kamerafahrten, ungewöhnliche Unter- und Obersichten mit Fischaugenobjektiven und Aufnahmen aus grosser Distanz. Zur Schau gestellt wird eine seltsam aseptische Welt mit merkwürdigen Menschen, die mitten im emotional aufgeladenen Geschehen in ihrer meist ruhigen, zuvorkommenden Art zu reden fast seelenlos wirken. Es geschieht viel Rätselhaftes und Absurdes in diesem hochartifiziellen Drama, das auf die Geschichte von Iphigenie in der griechischen Mythologie verweist: Weil ihr Vater Agamemnon einen heiligen Hirsch der Göttin Artemis tötete, forderte die Göttin zur Strafe den Tod Iphigenies. Am Filmfestival von Cannes gab es begeisterte Kritiken. Michael Sennhauser schrieb anlässlich der Weltpremiere: «‹The Killing of a Sacred Deer› ist einer jener Filme, die für einen ganzen Ideenkomplex stehen, ein Film, der das Zeug hat, zum Paradigma zu werden für gesellschaftliche und persönliche Dilemmata einer ganz eigenen Ausprägung. Ein grosser Film, der grosse Gefühle auslösen wird, starke Ablehnung und viel Begeisterung.» Thomas Assheuer kommentierte auf Zeit Online: «Ganz langsam, fast unmerklich öffnet sich unter der Oberfläche einer vernünftigen und aufgeklärten Gesellschaft ein abgründiger mythischer Raum voller Leiden und seelischer Qual. Es beginnt eine moderne Tragödie.»

 

Reservieren:

Fr 17.05.21h15
Mi 29.05.18h10
Trailer