
Anime nere
Regie: Francesco Munzi
Darst.: Marco Leonardi, Peppino Mazzotta, Fabrizio Ferracane, Barbora Bobulova, Anna Ferruzzo, Giuseppe Fumo, Pasquale Romeo u.a.
Es beginnt mit Szenen vom Hafen in Amsterdam. Hier hat der Mafioso Luigi ein grösseres Geschäft mit südamerikanischen Kokainhändlern am Laufen. In Milano arbeitet Rocco als Bauunternehmer und wäscht so das Geld seines Bruders Luigi. Luciano, der älteste der Brüder, lebt dagegen ein einfaches Leben als Hirte und Weinbauer auf dem kleinen Hof der Familie im Dorf Africo in der Provinz Reggio di Calabria. Hier, im vordergründigen Idyll zwischen Ionischem Meer und den bis fast 2000 Metern hohen Bergen des Aspromonte, liegt eine der Hochburgen der ’Ndrangheta, der kalabresischen Mafia, die im Gegensatz zur Cosa Nostra und zur Camorra ausschliesslich in Familienverbänden organisiert ist. Luciano hält sich aus den Aktivitäten seiner Brüder vollständig heraus, doch Leo, dem 18-jährigen Sohn, entgeht nicht, von welcher Art die Geschäfte seiner beiden Onkel sind. Fasziniert macht er sich auf, Onkel Luigi in Milano zu besuchen. An Originalschauplätzen und unter schwierigen Bedingungen mit der lokalen Bevölkerung gedreht, hat Regisseur Francesco Munzi das gleichnamige Buch des aus Africo stammenden Autors Gioacchino Criaco kongenial verfilmt und erhielt dafür vor Jahresfrist am Filmfestival von Venedig so viel Publikumsapplaus wie kein anderer Film. «‹Der Film ist ein Schlag in die Magengrube›, sagte Buchautor Criaco in Venedig, ‹denn er spricht über uns ohne Heuchelei, und er knallt uns die Realität voll ins Gesicht.› Was vollumfänglich zutrifft, denn er zeigt die Tragik einer Trauer ohne Trost, macht erfahrbar, was der Preis eines verpfuschten Lebens ist. Zu Criaco soll einmal ein Junge aus Africo gesagt haben: ‹Danke für dein Buch, es hat mich gerettet, ich habe verstanden, warum es besser ist, mit gewissen Leuten keinen Umgang mehr zu pflegen.› Kann es für einen Autoren eine grössere Anerkennung geben? (…) Und der Film verstärkt das noch, vermag er doch unseren Jungen zuzurufen: Wir können es schaffen, aber es hängt von uns selber ab, es ist nicht wahr, dass die Welt uns sowieso hasst.» Niccolò Zancan, La Stampa