
Tanger Trance
Eine Kindheit in Marokko – Mohamed Choukri / An der Strasse von Gibraltar
Regie: Peter Goedel, Roberto de Hollanda, D 1999, 44 min, F/d.Regie: Peter Goedel, D 2003, 44 min, F/d.
Eine Kindheit in Marokko – Mohamed ChoukriDer Film erzählt die Geschichte einer exemplarischen Kindheit in Nordafrika. Dem marokkanischen Schriftsteller Mohamed Choukri, der erst mit zwanzig Jahren lesen und schreiben gelernt hat, gelang, was nur äusserst selten gelingt. Mit seinem ersten Werk «Das nackte Brot», einem stark autobiografisch gefärbten Roman, in dem Choukri sich seine «vergewaltigte» Kindheit in schonungsloser Offenheit von der Seele schrieb, erregte er weltweite Aufmerksamkeit, aber auch Anstoss im eigenen Land. Indem er mit dem gewalttätigen Vater radikal brach und ihn an den Pranger stellte, verletzte Choukri eines der wichtigsten Tabus arabischer Gesellschaften. Bis heute darf das Buch in Marokko nicht gedruckt werden. Choukris bildhafte Erzählweise und die atmosphärischen, poetischen Bilder des Filmes schaffen ein eindrucksvolles Porträt einer Kindheit im Marokko der vierziger und fünfziger Jahre.
An der Strasse von Gibraltar mit Tahar Ben Jelloun
Der Marokkaner Tahar Ben Jelloun gilt schon lange als einer der bedeutendsten Schriftsteller französischer Sprache und als wichtiger Vertreter des Maghreb in Europa. Die Helden seiner Romane leben im Zwiespalt zwischen zwei Kulturen: der herkömmlichen Lebensweise der Marokkaner und jener der ehemaligen französischen Kolonialherren. Zuletzt hat er mit seinem Roman «Das Schweigen des Lichts» eine internationale Debatte über die Zeit unter Hassan II. und, vor allem, über die Wirksamkeit der Literatur ausgelöst. In seinem Film folgt Peter Goedel der plastischen Erzählweise Ben Jellouns und führt uns in ein Land von mehr als Tausend und einer Nacht, ein Land des Aufbruchs, der Fragen, der sinnlichen Schönheit. Am Strand, gegenüber von Gibraltar, über den Dächern von Tanger und in den Gassen von Fes, in der Wüste unter dem Atlas und in den üppigen Pflanzungen der Oasen finden wir die Bilder, die die Bücher Ben Jellouns erstehen lassen.