Joaquin Phoenix – Spezialist für abgründige Seelen

Her

US 2013, 126 Min., DCP, E/d, ab 12 Jahren
Regie: Spike Jonze
Darst.: Joaquin Phoenix, Scarlett Johansson (Stimme), Amy Adams, Chris Pratt, Rooney Mara, Matt Letscher, Olivia Wilde, Portia Doubleday, Luka Jones, Laura Kai Chen u.a.

Theodore leidet noch immer unter der Scheidung von seiner geliebten Frau und verliebt sich in seiner Einsamkeit in das Betriebssystem seines Computers. Oder genauer gesagt: in die Frauenstimme, die aus diesem Gerät zu vernehmen ist und die auf den Namen Samantha hört. Das ist, auf die einfachste Formal gebracht, der Plot dieser romantischen Science-Fiction-Komödie der besonderen Art. Regisseur und Drehbuchautor Spike Jonze, der bereits 1999 mit der irrwitzigen Komödie «Being John Malkovich» einen internationalen Grosserfolg erzielt und sein Geschick in der filmischen Umsetzung abgedreht-fantastischer Ideen eindrücklich unter Beweis gestellt hatte, war 14 Jahre später mit «Her» seiner Zeit weit voraus. Denn heute, im Zeitalter rasant fortschreitender KI, Virtual und Augmented Realities, wirkt sein 2013 entstandener Film in gewissen Szenen schon fast rührend-antiquiert, scheinen wir doch der Fiktion von damals in der Realität schon einen gewaltigen Schritt näher gekommen zu sein. Joaquin Phoenix als introvertierter und schüchterner Schreibcoach Theodore und Scarlett Johansson, die als Samantha konsequent nur akustisch präsent ist und im Laufe der zwei Filmstunden für Theodore vom heiss begehrten Liebesobjekt zur einfühlsamen Beziehungsratgeberin wird, geben dieses bizarre Liebespaar mit einer Hingabe und Spielfreude, die bei Publikum und Kritik Begeisterung und Superlative hervorriefen. So schreibt Carlos Corbelle auf entania.com über den Film, der 2014 den Oscar für das beste Originaldrehbuch erhielt: «‹Her› ist ein kleines Kinowunder: Joaquin Phoenix, der hier unmittelbar nach Paul Thomas Andersons ‹The Master› erneut in einer Hauptrolle glänzt, und Scarlett Johansson sind schlicht grossartig. Während Theodores Gesicht zum präzisen Seismografen seiner inneren Erschütterungen wird, vollführt Scarlett Johansson ein ganz anderes Kunststück: Sie lässt allein mit ihrer Stimme ein Wesen lebendig werden, das den Raum trotz fehlender Körperlichkeit mit einer spürbaren materiellen Präsenz auszufüllen scheint – nicht nur für Theodore, sondern auch für uns Zuschauer:innen und Zuhörer:innen.»

 

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