Premierenfilm

Flee

DK/FR/SE/NO/US 2021, 93 Min., DCP, O/d-f, ab 12 Jahren
Regie: Jonas Poher Rasmussen
Animationsfilm

Vor mehr als fünfundzwanzig Jahren bekam Jonas Poher Rasmussen, damals ein Teenager, einen neuen Schulkameraden. Amin Nawabi war aus Afghanistan geflüchtet und lebte ganz allein in Dänemark. Zwischen den Jugendlichen entstand eine Freundschaft, allerdings mit einer grossen Leerstelle. Denn Amin wollte nie über seine Familie in Afghanistan und seine Flucht sprechen. Erst zwanzig Jahre später ist Amin, der in Wirklichkeit anders heisst, bereit, diese Geschichte, die selbst sein Lebenspartner nicht kannte, seinem Freund aus Schultagen, der mittlerweile Dokumentarfilmer ist, zu erzählen. Ihre persönliche Verbindung und Rasmussens behutsame Herangehensweise ermöglichen es, tief in Amins Erinnerungen einzutauchen: die Kindheit mit der Mutter und den drei älteren Geschwistern in Kabul, der abwesende Vater, der verschleppt wurde und nie wieder auftauchte. Kurz vor der Machtergreifung der Mudschahedin die Flucht der Familie nach Moskau und die sich über Jahre hinziehende, dramatische Odyssee, die die Familie auseinanderreisst. Amin trägt die traumatischen Erinnerungen als Geheimnis mit sich herum und lebt in ständiger Angst, man könne ihm das Asyl aberkennen. Ihn beschäftigen nicht nur die Flucht, sondern auch Gewissensbisse wegen seiner verheimlichten Homosexualität. Der Film ist ganz aus Amins Perspektive erzählt, was eine authentische, intime Atmosphäre schafft. Wie Jonas Poher Rasmussen diese Biografie filmisch umsetzt, ist einzigartig. «Flee» ist ein Animationsfilm, ergänzt mit dokumentarischen Archivaufnahmen. Der ruhige, schlichte Stil der gezeichneten Bilder wahrt nicht nur Amins Anonymität, sondern hilft, den Schrecken auf Distanz zu halten. «Flee» wurde an zahlreichen Festivals ausgezeichnet, bei den Oscars war er dreifach nominiert. Er erhielt den Europäischen Filmpreis sowohl als bester Dokumentarfilm als auch als bester Animationsfilm. Der Filmdienst lobt: «‹Flee› ist ein Film, der zu Zeiten eines Krieges in Europa aktueller denn je erscheint. Doch es ist auch ein Film, in dem es weniger um kulturelle Unterschiede oder Klischees über Afghanistan geht als um Freundschaft und Hoffnung. Mit viel Sympathie, aber ohne Pathos, erzählt er von einem Menschen, der viel hat durchmachen müssen, aber seinen Weg gefunden hat.»

 

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