Pier Paolo Pasolini zum 100. Geburtstag

Salò o le 120 giornate di Sodoma

IT/FR 1975, 117 Min., DCP, I/d, ab 18 Jahren
Regie: Pier Paolo Pasolini
Darst.: Aldo Valletti, Paolo Bonacelli, Elsa De Giorgi, Giorgio Cataldi, Uberto Paolo Quintavalle, Hélène Surgère, Caterina Boratto, Franco Merli, Sonia Saviange u.a.

Ein Herzog, ein Richter, ein Priester und ein Bankier ziehen sich in eine abgelegene Villa am Gardasee zurück, um dort entführte junge Männer und Frauen bestialisch zu foltern, zu vergewaltigen und zu ermorden. Man schreibt das Jahr 1944, im Norden Italiens herrscht unter dem Schutz der deutschen Besatzer die «Republik von Salò», ein faschistischer Rumpfstaat mit dem von den Nazis aus der Gefangenschaft befreiten Benito Mussolini als Staatsoberhaupt. Basierend auf Marquis de Sades Werk Die 120 Tage von Sodom verlegt Pasolini dessen Handlung in die Zeit, als die Anführer des sich bereits in Auflösung befindlichen italienischen Faschismus seinen Untergang mit nacktem Terror gegen die Bevölkerung hinauszuzögern versuchten. Das Drehbuch schrieb Pasolini mit Sergio Citti, einem Autor, mit dem er seit «Accattone» nicht mehr zusammengearbeitet hatte. «Ich mache einen perversen Film als Protest gegen die Perversion, die heute überall herrscht», kommentierte Pasolini sein verstörendes Werk, das er als verzweifelten Kommentar gegen eine vom Konsumismus verdorbene Gegenwart verstanden wissen wollte. Die Uraufführung des kurz danach in vielen Ländern verbotenen Films erlebte Pasolini nicht mehr. Sein gewaltsamer Tod am Strand von Ostia am 2. November 1975 wirkt wie ein makabres Echo auf die in «Salò o le 120 giornate di Sodoma» gezeigten Gräuel – noch verstärkt durch eine Aussage Sergio Cittis kurz vor seinem Tod im Jahr 2005. Dieser erklärte, Pasolini sei an jenem 2. November von einem unbekannten Anrufer unter dem Vorwand, ihm kurz zuvor gestohlenes Rohmaterial des Films zurückgeben zu wollen, nach Ostia gelockt worden. Klaus Theweleit schrieb 2015 über den Film: «Pasolini hat eine Linie der lachenden Folterer gezogen vom alttestamentarischen Sodom bis zu modernen neokapitalistischen Demokratien. Der Universalismus dieses Tötungsvergnügens besteht darin, einen Menschentyp, vorwiegend Männertyp, zu erzeugen, dessen Lüste in der Unmöglichkeit bestehen, Sexualität anders zu erleben denn als Gewalt, und dies bevorzugt in den Formen inszenierten ritualisierten Tötens.»

 

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