Premierenfilm

Camille

FR 2019, 90 min, DCP, O/d, ab 16 Jahren
Regie: Boris Lojkine
Darst.: Nina Meurisse, Fiacre Bindala, Bruno Todeschini, Grégoire Colin, Augustin Legrand, Michel Zumstein, Ousnabée Zounoua, Abdouraouf Diallo, Mireille Perrier u.a

Die französische Journalistin und Fotografin Camille Lepage (*1988) zog 2012, nach Abschluss ihrer Studien, in die südsudanesische Hauptstadt Juba. Die engagierte junge Frau berichtete von dort über den von der Welt kaum beachteten bewaffneten Konflikt in dem erst kurz zuvor unabhängig gewordenen zentralafrikanischen Staat. Als im Oktober jenes Jahres die Kämpfe auf das Nachbarland Zentralafrikanische Republik übergriffen und zu einem blutigen Bürgerkrieg zwischen Christen und muslimischen Rebellengruppen eskalierten, reiste Camille Lepage nach Bangui, die Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik. «Da die Welt weggeschaut hat, habe ich beschlossen, hinzugehen», begründet sie ihren waghalsigen Entscheid. Abgesehen von einem kurzen Erholungsaufenthalt bei ihrer Familie im Dezember 2013, lebt sie in der Zentralafrikanischen Republik, weil sie der internationalen Öffentlichkeit etwas von dem Drama vermitteln will, das sich in dem Land abspielt. Im Mai 2014 kommt sie bei einer Recherchereise ums Leben. Die französische Schauspielerin Nina Meurisse, bei uns zuletzt in Agnès Jaouis «Place publique» (2018) und in Stéphane Brizés Kostümfilm «Une vie» (2017) präsent, verkörpert Camille Lepage gleichermassen zurückhaltend wie eindringlich, wobei Meurisses optische Ähnlichkeit mit der Kriegsreporterin frappierend ist. Regisseur und Drehbuchautor Boris Lojkine, 1969 in Marseille geboren, realisierte zwei Dokumentarfilme über Vietnam und 2014 den Spielfilm «Hope» über afrikanische Migranten. «Camille» ist sein zweiter Spielfilm. Er drehte ihn 2018 an Originalschauplätzen in der Zentralafrikanischen Republik, wo seit 2016 ein brüchiger Waffenstillstand herrscht. Der Film, der als atemlos spannender Mix aus Politdrama, Biopic und Kriegsfilm funktioniert, hatte seine Weltpremiere im August 2019 auf der Piazza Grande in Locarno. Von einem begeisterten Publikum erhielt er den Prix du public. Jay Weissberg schrieb in Variety: «Der Film ist eine starke Hommage an Camille Lepage. Doch er kritisiert auch das Cliché vom ‹White Saviour› in Afrika: Camille merkt schnell, dass ihre Fotos keine Veränderungen bewirken, stattdessen einen Konflikt humanisieren.»

 

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