Premierenfilm

Honeyland

MK 2019, 86 min, DCP, O/d, ohne Altersbeschränkung
Regie: Tamara Kotevska, Ljubomir Stefanov
Mitw.: Hatidze Muratova, Nazife Muratova, Hussein Sam, Ljutvie Sam u.a.

In einer abgelegenen Berglandschaft lebt die Mittfünfzigerin Hatidze Muratova mit ihrer blinden und bettlägerigen Mutter in einem kleinen Dorf, 20 Kilometer von der nächsten Stadt entfernt. Die beiden Frauen sind die Letzten, die hier ausharren, die anderen Bewohnerinnen und Bewohner haben das Dorf längst verlassen, die meisten Häuser sind Ruinen. Hatidze steigt jeden Tag in die Berge hinauf, um den Honig der in den Felsspalten lebenden wilden Bienenvölker zu sammeln. Gelegentlich geht sie in die Stadt, um auf dem Markt den Honig und selbst geflochtene Körbe zu verkaufen. Ihr beschauliches Leben findet ein Ende, als sich Husseins nomadisierende Grossfamilie mitsamt ihrer Viehherde auf dem Nachbargrundstück niederlässt. Was wie der Plot zu einem Spielfilm klingt, ist in Wirklichkeit ein Dokumentarfilm, für den das Regieduo Tamara Kotevska und Ljubomir Stefanov über drei Jahre in einer Bergregion von Mazedonien gedreht haben. Die kleine ex-jugoslawische Teilrepublik, die vor einem Jahr nach einem absurden, zwei Jahrzehnte dauernden Rechtsstreit auf Druck von Griechenland ihren Namen in «Nordmazedonien» ändern musste, ist als Filmland praktisch unbekannt. Doch dieser grandiose Dokumentarfilm, der vor Jahresfrist seine Premiere am Sundance Film Festival erlebte und dort den Jurypreis erhielt und mit Konkurrenten wie Pedro Almodóvar, Ladj Ly oder Joon-ho Bong gar für den diesjährigen Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film nominiert wurde, wird dies wohl ändern. David Ehrlich schreibt auf IndieWire: «Wenn man sich ‹Honeyland› anschaut, dann ist es, als würde man die grössten Probleme unserer Zeit durch eine Lochblende betrachten. Dabei sieht der Film aber die Situation mit einer Klarheit, die unter die Haut geht und einem das Herz bricht. Weit entfernt von einer polemisierenden Darstellung von Umweltzerstörung, ist dies eine zarte Geschichte über das Chaos, das entsteht, wenn das Gemeinwohl aufgegeben wird. Indem Kotevska und Stefanov das Verhältnis von Hatidze Muratova zu ihren Bienenstöcken und den Gesellschaftsvertrag reflektieren, den sie mit ihrer Mutter geschlossen hat und der andererseits Hussein mit seiner Familie verbindet, erhellen sie das, was uns die Bienen immer gesagt haben: Sie überleben, indem sie sich gegenseitig dienen.»

 

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