Im Labyrinth der Seele: Ingmar Bergman

Der Sommer mit Monika

SE 1953, 96 min, DCP, O/d
Regie: Ingmar Bergman
Darst.: Harriet Andersson, Lars Ekborg, John Harryson, Georg Skarstedt, Dagmar Ebbesen, Naemi Briese, Åke Fridell, Åke Grönberg u.a.

Monika ist eine selbstbewusste junge Frau aus einem Arbeiterviertel Stockholms. Mit ihrem linkischen Freund Harry stiehlt sie ein Boot und fährt zu den Schäreninseln. In der sommerlichen Abgeschiedenheit geniessen die beiden ihre Freiheit. Als der Sommer und ihre Vorräte zu Ende gehen, kehren sie in die Stadt zurück. Dort allerdings holt die Realität die beiden Liebenden bald ein: Monika ist ungewollt schwanger. Die Geburt des Kindes verschärft die Probleme der jungen Familie. Der rebellischen, freiheitsliebenden Frau wird das heruntergekommene Zimmer mit dem schreienden Baby zu eng: Es treibt sie nach draussen und in die Arme eines neuen Liebhabers. «Der Sommer mit Monika» ist einer der geradlinigsten, einfachsten Filme von Bergman und seine erste Arbeit mit Harriet Andersson. Sie spielt darin eine junge Frau, deren Selbstbewusstsein, aggressive Sexualität und Verachtung für jede Art von Bürgerlichkeit spektakulär sind – mit einer Körperlichkeit, mit der sonst nur halbstarke männliche Charaktere gezeichnet werden. «Es hat im schwedischen Film kein Mädchen gegeben, das einen hemmungsloseren erotischen Charme ausstrahlte als Harriet», sagte Bergman, der in der Folge eine Beziehung mit der Schauspielerin hatte. Mit einer Stummfilmkamera, einem kleinen Team und einem rudimentären Drehbuch gedreht, entstand der Film grösstenteils auf der Insel Ornö, in den südlichen Stockholmer Schären. Mit seiner erfrischenden Erzählweise und in seinem Bemühen, möglichst naturalistisch zu sein, nimmt «Der Sommer mit Monika» die französische Nouvelle Vague vorweg. Es gibt eine Szene in einer Kneipe, in der sich Monika eine Zigarette anzündet, unerwartet ihr Gesicht zur Kamera dreht und mit einem langen Blick dem Publikum direkt in die Augen zu schauen scheint. Jean-Luc Godard, der damals über «Der Sommer mit Monika» sagte, es sei «der originellste Film vom originellsten Regisseur», lässt Jean-Paul Belmondo in «À bout de souffle» (1960) genau gleich in die Kamera blicken. Während die schwedische Zensurbehörde zwanzig Sekunden gewalttätiger und erotischer Szenen herausschneiden liess, peppte ein Kinobetreiber aus Los Angeles den Film, der unter dem Titel «Monika, the Story of a Bad Girl» lief, mit zusätzlichen Nacktaufnahmen auf, was vor Gericht und mit einer Strafe endete.

 

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