Premierenfilm

3 Tage in Quiberon

DE/AT/FR 2018, 115 min, DCP, D
Regie: Emily Atef
Darst.: Marie Bäumer, Birgit Minichmayr, Charly Hübner, Robert Gwisdek, Denis Lavant, Christopher Buchholz, Vicky Krieps, Vincent Furic, Yann Grouhel u.a.

Das Leben der 1982 mit 43 Jahren verstorbenen Romy Schneider war von zahlreichen Schicksalsschlägen erschüttert. Dass die Sensationspresse vor allem in ihrem Geburtsland die Irrungen und Wirrungen «ihrer» Romy – die im Nachkriegsdeutschland als Teenager mit «Sissi» erst zum Liebling der Nation und dann wegen der Übersiedelung nach Frankreich zu ihrem Lover Alain Delon zum Hassobjekt avancierte – genüsslich und in epischer Ausführlichkeit rapportierte, ist kein Geheimnis. Weniger bekannt ist dagegen, dass der Weltstar durch seine ambivalente Haltung gegenüber den Medien mit dazu beitrug, dass auch intimste Details seines Privatlebens öffentlich wurden. In einer Schlüsselszene in Emily Atefs neuem, an der diesjährigen Berlinale stark beachtetem Film bringt Schneiders – fiktive – beste Freundin Hilde das Dilemma auf den Punkt: «Du bist eine Alkoholikerin, die gerne übergriffigen Journalisten Interviews gewährt und sich dann lautstark über diese Journalisten beklagt». Die 1973 in Berlin geborene deutsch-iranisch-französische Kosmopolitin Atef nahm für ihr in bestechend schönem Schwarz-Weiss fotografierten Drama eine reale Begebenheit vom April 1981 zum Ausgangspunkt für ein dichtes Kammerspiel um einen Star und seine Wahrnehmung in der Öffentlichkeit und um das Verhältnis von Medien und Ethik. Die reale Begebenheit ist ein Aufenthalt Romy Schneiders in einem Kurhotel an der Küste der Bretagne. Hierher hatte sich die von ihrer Alkohol- und Tablettensucht gezeichnete Schauspielerin zurückgezogen, um sich in Gesellschaft ihrer besten Freundin zu erholen. Trotz ihres Bedürfnisses nach Ruhe hatte Romy Schneider eingewilligt, dass Robert Lebeck, ein seit langem mit ihr befreundeter Fotograf, sie zwecks Fotosession besuchte, samt Stern-Journalist Michael Jürgs im Schlepptau, einem besonders widerlichen Exemplar seiner Zunft. Beatrice Behn schreibt auf kino-zeit.de: «Die phänomenale Protagonistin Marie Bäumer ruht sich nicht darauf aus, der Schneider besonders ähnlich zu sehen, sondern sucht und trifft den unvergleichlich eigenen Kern dieser Frau, die sich einfach nicht selbst helfen kann. (…) So entwickelt der Film einen unglaublichen Sog, eine schwere Seelentiefe (…). Es ist ein grosses, tieftrauriges Porträt, das Emily Atef hier geschaffen hat. Würdig und würdevoll für eine Frau wie Schneider und damit auch ein Werk, das ihr den Respekt entgegenbringt, den sie zeit ihres Lebens nicht erfahren durfte.»

 

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