Todd Haynes – Master of Queer Cinema

The Velvet Underground

US 2021, 120 Min., DCP, E/e, ab 14 Jahren
Regie: Todd Haynes
Mitw.: Lou Reed, John Cale, Maureen Tucker, Sterling Morrison, John Waters, Mary Woronov, Jonathan Richman, Amy Taubin, La Monte Young, Susan Sontag u.a.

Im Umfeld von Andy Warhols Factory formierte sich Mitte der 1960er-Jahre die Avantgarde-Band The Velvet Underground. Wild, unangepasst und experimentierfreudig revolutionierten sie mit ihrem neuartigen Sound die Musikwelt und zementierten ihren Ruf als eine der einflussreichsten und meistverehrten Bands der Rockgeschichte. In seinem Dokumentarfilmdebüt nimmt sich Todd Haynes des einzigartigen Phänomens rund um The Velvet Underground und die Gründungsmitglieder Lou Reed und John Cale an, die noch heute als zwei der kreativsten Köpfe der New Yorker Avantgarde-Szene gelten. Anhand von Interviews mit ehemaligen Mitgliedern, Zeitgenoss:innen und Wegbegleiter:innen sowie einem einzigartigen Fundus an Archivmaterial, Warhol-Filmen und Aufnahmen nie zuvor gezeigter Auftritte gelingt ihm eine lebendige, filmische Collage, die die formale Innovation der Band widerspiegelt und den Zeitgeist einer Ära einfängt. Anke Sterneborg schreibt in der Süddeutschen Zeitung: «Schon ganz früh im Film sind diese besonderen Bilder zu sehen, von Lou Reed und John Cale, diesen beiden in ihrer Jugend so unnahbar coolen Loner in Schwarz. Später kommen noch die anderen Bandmitglieder dazu, die ätherische Sängerin Nico, die erdige Drummerin Maureen ‹Moe› Tucker, der Gitarrist Sterling Morrison. Sie stehen vor Andy Warhols Kamera, in den berühmten ‹Audition Tapes› der Factory, in denen es darum ging, nichts zu machen. Nicht reden, nicht spielen, nicht kokettieren, nicht herausfordern. Man merkt also kaum, dass es keine Fotos sind, sondern Filmbilder. So schauen sie aus den frühen Sechzigern in New York herüber zu uns, pure Essenz, eigentümlich in sich ruhende Intensität. Und genau darin liegt das Geheimnis von Todd Haynes’ Dokumentarfilm, der mehr ist als nur die Geschichte einer legendären Band, weil er auch die elektrisierende Zeit ihrer Entstehung einfängt. Haynes gelingt hier das Kunststück, ein riesiges Fenster zu öffnen, einen Schlund geradezu, der die Zuschauer ganz unmittelbar hineinzieht in ein pulsierendes New York, in dem sich Malerei, Film, Musik, Performance und Happening gegenseitig inspirierten, beflügelten, verzehrten. Der Film empfindet das nach in explodierenden Bildern und sirrenden Tönen, die sich in Split-Screen- und Sound-Design-Kompositionen überlappen.»

 

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Leider muss die Vorstellung ausfallen. Wir bedauern das sehr und zeigen stattdessen Todd Haynes' Bob-Dylan-Biopic «I'm Not There».
Trailer