Antarctica Calling

FR 2023, 83 Min., DCP, D, ab 6 Jahren
Regie: Luc Jacquet
Mitw.: Luc Jacquet

Im Alter von 23 Jahren reiste Luc Jacquet 1991 zum ersten Mal in die Antarktis. In der Schweizer Produktion «Der Kongress der Pinguine» (1993) von Hans-Ulrich Schlumpf bannte der ausgebildete Biologe zunächst als Kameramann – zusammen mit Pio Corradi und Patrick Lindenmaier – den Zauber des eisigen Kontinents auf die Kinoleinwände. 2006 gewann er mit «Die Reise der Pinguine» den Oscar für den besten Dokumentarfilm. Mehrmals kehrte der Naturfilmer seither an den Südpol zurück, der für ihn zu einem Sehnsuchtsort geworden ist. Der südlichste Kontinent der Erde übe eine magnetische Anziehungskraft auf ihn aus, sagt Jacquet im Film. 30 Jahre nach seiner ersten Reise bricht er ein weiteres Mal in die Antarktis auf. «Antarctica Calling» ist ein filmisches Tagebuch, das in Patagonien beginnt und den Spuren berühmter Vorgänger folgt: Ferdinand Magellan, James Cook und Roald Amundsen. Luc Jacquet, meist nur schemenhaft zu sehen, verkörpert den Reisenden und fungiert als Erzähler, wobei es im persönlichen Kommentar weniger um geografische oder wissenschaftliche Anmerkungen geht als vielmehr um die eigenen Empfindungen. «Ich wollte mir selbst die Freiheit geben, dem Zuschauer mehr als eine blosse Beschreibung von Landschaften zu zeigen. (…) Ich wollte eine Geschichte von Landschaften der Seele erzählen», erklärt Jacquet sein Konzept. Neben der Leidenschaft für die Natur- und Tierwelt geht es dem Filmemacher um Melancholie, Verlust und Abschied, darum, was sich über die Jahre verändert hat, was verloren geht und was bleiben wird. «Ich habe einen Wunsch: dass jede Generation das Privileg hat, von der Herrlichkeit dieser Welt erfüllt zu werden», sagt er einmal. Es sind vor allem die atemberaubenden, kontrastreichen Schwarz-Weiss-Bilder, die «Antarctica Calling» prägen. Die drei Kameraleute Christophe Graillot, Jérôme Bouvier und Sarah Del Ben haben die Pracht und die Magie einer unberührten, mythischen Welt meisterhaft eingefangen. Die grossartigen Aufnahmen von Albatrossen, Blauwalen, Seevögeln, Robben und natürlich Pinguinen auf der Leinwand zu erleben, ist ein Ereignis. Ein visuelles Fest, das das Film Festival Locarno letztes Jahr seinem Publikum auf der grossen Leinwand der Piazza Grande bescherte, wo «Antarctica Calling» seine Premiere feierte.