Prädikat: Besonders schädlich! Die DEFA-Verbotsfilme

Der geteilte Himmel

DDR 1964, 116 min, DCP, D
Regie: Konrad Wolf
Darst.: Renate Blume, Eberhard Esche, Hans Hardt-Hardtloff, Hilmar Thate, Martin Flörchinger, Erika Pelikowsky, Günther Grabbert u.a.

Rita Seidel bricht auf dem Werkgelände zusammen. Während ihrer Genesung erinnert sie sich in fragmentarischen Erzählsträngen an das Geschehene: wie sie sich in den zehn Jahre älteren Chemiker Manfred verliebte, zu ihm nach Halle zog, ein Studium als Lehrerin begann und daneben im Waggonwerk arbeitete. Rita steht ihrer Umwelt durchaus kritisch gegenüber, doch sie ist überzeugte DDR-Bürgerin. Manfred hingegen wird mit seiner Situation immer unzufriedener, und als sein neu entwickeltes Verfahren im Betrieb aus politischen Gründen nicht anerkannt wird, setzt er sich verbittert nach Westberlin ab. «Der geteilte Himmel» basiert auf der gleichnamigen Erzählung von Christa Wolf, die auch am Drehbuch mitarbeitete. Der Film profitierte in seinem Entstehungsjahr 1964 von einer vorübergehenden liberalen Phase der DDR-Kulturpolitik. Das unglückliche Liebespaar Rita und Manfred ist eine Metapher für das geteilte Deutschland, für das Prinzip des Individuums und des Kollektivs – sogar der Himmel hat sich für die beiden geteilt. Der Einfluss der französischen Nouvelle Vague ist deutlich spürbar. Erzählt wird aus der subjektiven Perspektive Ritas in verschachtelten Rückblenden, bei dem die zeitlichen Ebenen ineinanderfliessen; die Personen treten in reale und fiktive Dialoge. Konrad Wolf war der wichtigste und bekannteste DDR-Regisseur der 60er-und 70er-Jahre; «Der geteilte Himmel» und «Solo Sunny» zählen zu seinen bedeutendsten Werken. «Ein aussergewöhnlicher Film über das geteilte Deutschland, von Konrad Wolf elegisch im Tonfall und wild in der Form erzählt: durchaus skeptisch in der Schilderung der sozialistischen Utopie (in der DDR wurde das Werk erst wohlwollend aufgenommen, dann zusehends kritisiert), mitreissend in seinem Montage-Maelstrom und der inszenatorischen Wucht. ‹Welches Deutschland setzt die Tradition fort?› fragt einer. ‹Das westliche oder das östliche? Es kommt auf die Realitäten an.› Wolf lässt die Realitäten virtuos aufeinanderprallen.» Christoph Huber, Österreichisches Filmmuseum Wien

 

Am Montag, 6. März, führt Sophie Rudolph, Medienwissenschaftlerin der Universität St.Gallen, in den Film ein.

 

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