Premierenfilm

Rabin, the Last Day

IL/FR 2015, 153 min, DCP, O/d
Regie: Amos Gitai
Darst.: Yitzhak Hizkiya, Pini Mittelman, Michael Warshaviak, Einat Weitzman, Yogev Yefet, Tomer Sisley, Ronen Keinan, Tomer Russo, Ruti Asarsai u.a.

Am 4. November 1995 wurde nach einer Grosskundgebung in Tel Aviv der israelische Premierminister Yitzhak Rabin aus nächster Nähe von dem jungen jüdischen Extremisten Yigal Amir erschossen. Der Jus-Student Amir wurde noch am Tatort verhaftet und später zu lebenslänglicher Haft verurteilt; er hatte den Mord aus nationalistischem und religiösem Hass begangen. Amir gehörte zu einem wachsenden Netzwerk chauvinistischer Fanatiker, die in der von Rabin seit dem Oslo-Abkommen von 1993 vertretenen Aussöhnung mit den Palästinensern Verrat sah und sie mit allen Mitteln bekämpfte. Heute, über 21 Jahre nach dem Mord, ist klarer denn je, dass mit jenem Verbrechen auch die Chance auf dauerhaften Frieden zwischen Israelis und Palästinensern zunichte gemacht wurde, hatte Rabin doch als einstiger militärischer Hardliner wie kein anderer die Autorität, Israels Bevölkerung auf Kompromissbereitschaft mit den Palästinensern als einzigen Weg zum Frieden einzuschwören. Regisseur Amos Gitai, mit fast vierzig langen Spiel- und Dokumentarfilmen einer der Altmeister in Israels Filmschaffen, hat aus diesen Fakten einen ungemein spannenden, hybriden Film aus Dokumentation und Fiktion realisiert – bestürzend aktuell, zeigt er doch, wohin ständiger Aufruf zu Hass und Gewalt führt. «‹Rabin, the Last Day› ist nicht als Hommage konzipiert, die Collage der Dokumente scheint vielmehr darauf abzuzielen, das heutige Klima Israels mit den Tabubrüchen (…) zu konfrontieren, die vor 20 Jahren erstmals ungehemmt zum Ausdruck kamen. Erhellend (…) sind in diesem Zusammenhang die (…) authentischen Szenen, die die Debatten in den ultrareligiösen Kreisen nachstellen: Eine Gruppe orthodoxer Siedler im Gebetsschal wird einen kabbalistischen Schwur aussprechen und für Rabin als religiösen Sünder den Tod fordern (…). Wie stark diese Rhetorik auch im öffentlichen Raum Nachhall gefunden hatte, belegen Fernsehmitschnitte, die Demonstranten zeigen, die Karikaturen von Rabin in SS-Uniform mit sich tragen – auf einer dieser Kundgebungen ist auch der heutige Premier Netanyahu zu sehen, der an den Protestmärschen teilgenommen hatte, ohne sich von den Hassmanifestationen zu distanzieren.» Patrick Straumann, NZZ

 

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