Premierenfilm

Tour de France

FR 2016, 95 min, DCP, O/d
Regie: Rachid Djaïdani
Darst.: Gérard Depardieu, Sadek, Louise Grinberg, Nicolas Marétheu, Mabô Kouyaté, Raounaki Chaudron, Alain Pronnier, Kheira Bouabdelli u.a.

Serge ist ein verbitterter alter Mann. Seine Frau ist gestorben, der gemeinsame Sohn Nicolas, der sich neu Bilal nennt, zum Islam konvertiert, die Beziehung zwischen den beiden ist zerrüttet. Dabei hatte der Amateurmaler Serge seiner Frau noch auf dem Sterbebett versprochen, mit dem Sohn eine Reise durch Frankreich zu unternehmen und dabei alle 15 französischen Häfen zu malen, die der grosse Joseph Vernet im 18. Jahrhundert, beauftragt von König Louis XV, auf seinen Ölbildern dokumentierte. Als dann anstelle des missratenen Sohnes, der sich mittlerweile als Produzent arabischstämmiger Rapper betätigt, der zwanzigjährige Far’Hook, ein Pariser Rapper auf der Flucht vor einer verfeindeten Gang, bei Serge vor der Haustür steht und erklärt, Bilal habe ihn geschickt, um Serge als Chauffeur zu dienen, ist dieser wenig begeistert. Doch Far’Hook lässt sich nicht abschütteln. Die Reise beginnt, wenn auch zunächst von gegenseitiger Abneigung gekennzeichnet. Nach «Valley of Love» von Guillaume Nicloux und «Saint Amour» von Benoît Delépine und Gustave Kervern ist Gérard Depardieu nun in «Tour de France» innerhalb eines Jahres schon zum dritten Mal als so gewichtiger wie grossartiger Hauptdarsteller zu bewundern. Man kann dem mittlerweile 68-jährigen Superstar, der 2013 seinen Wohnsitz offiziell nach Russland verlegte, die russische Staatsbürgerschaft annahm und sich mit grenzwertigen politischen Äusserungen unbeliebt machte, nach dieser Performance als malender – und rappender (!) – Rentner Serge nicht mehr ernsthaft böse sein. Denn wie er hier im Kampf um Toleranz und Verständnis zwischen den Kulturen alle Register seiner Kunst zieht und sich dabei gar in Selbstironie übt, das ist schlicht eine Wucht. Und dem 1974 als Sohn algerisch-sudanesischer Eltern in Frankreich geborenen Drehbuchautor und Regisseur Rachid Djaïdani gelingt hier in seinem zweiten Spielfilm der Spagat zwischen komödiantischem Klamauk und ernsthafter antirassistischer Message in erstaunlicher Weise. «Trotz des schlichten und märchenhaften Plots schafft es Djaïdani, dass man Lust bekommt, an die Versöhnung zwischen dem Frankreich des Front National und dem Frankreich der Banlieue-Bewohner zu glauben.» Serge Kaganski, Les Inrockuptibles

 

Reservieren:

Trailer