Premierenfilm

Neruda

CL/AR/FR/ES/US 2016, 107 min, DCP, O/d
Regie: Pablo Larraín
Darst.: Gael García Bernal, Luis Gnecco, Alfred Castro, Pablo Derqui, Mercedes Morán, Emilio Gutiérrez Caba, Marcelo Alonso, Alejandro Goic u.a.

1948 erreicht der Kalte Krieg auch Chile. Der bereits berühmte Dichter und Abgeordnete der Kommunistischen Partei Pablo Neruda bezichtigt Präsident González Videla, seinen einstigen Kampfgefährten, des Verrats. Dieser schlägt zurück, lässt Nerudas Immunität im Parlament aufheben und den Dichter zur Verhaftung ausschreiben. Für den Polizeikommissar Oscar Peluchonneau, grossartig verkörpert von Gael García Bernal, wird die Verhaftung Nerudas zur Obsession. Pablo Larraín, der nach seiner Trilogie über die Pinochet-Diktatur – «Tony Manero» (2008), «Post Mortem» (2010) und «No» (2012) – für seinen folgenden Film «El Club» 2015 an der Berlinale mit dem Grossen Preis der Jury ausgezeichnet wurde, ist derzeit Chiles international erfolgreichster und fleissigster Regisseur. Er begeisterte mit «Neruda» im Mai letzten Jahres Publikum und Kritik in Cannes und legte nur wenige Monate später am Filmfestial von Venedig mit «Jackie» gleich nach. «Was schlicht Kriminalfilm oder Biopic hätte werden können, wird bei Larraín und seinem Drehbuchautor, dem Dramaturgen Guillermo Calderón (er schrieb bereits das Drehbuch zu ‹El Club›), zum kunstvollen Jonglieren mit Genres, zum visuellen und narrativen Spiel. Mit ihm erbringt sein Regisseur, mehr noch als in seinen früheren Filmen, den Beweis vom Kino als einer zum Experimentieren geschaffenen Sprache. Und wenn der Film mit Neruda und Peluchonneau gleich zwei Hauptfiguren hat, dreht er sich doch weniger um die Jagd auf den Poeten als vielmehr um das imaginäre und romanhafte Konstrukt, das dieser daraus erschafft: Neruda, sich seines Genies und seiner Grösse durchaus bewusst, erliegt der Versuchung, sein Schicksal zu beschreiben und diese Flucht zum Vehikel für ewigen Ruhm zu machen. Larraíns und Calderóns Verdienst ist es, den Giganten Neruda nicht zu fürchten, sich nicht lähmen zu lassen von einer ehrwürdigen Figur, die der gesunde Menschenverstand zu glorifizieren befehlen würde. Ohne Angst vor der Unfassbarkeit einer allumfassenden Persönlichkeit haben sie ihren eigenen Poeten kreiert, sind aber nicht dem Schema ‹Realität versus Fiktion› verfallen. Und gehen noch weiter: Verfolger und Verfolgter werden schliesslich eins, vereinigen sich im Off-Monolog Peluchonneaus (…) und einer meisterlichen Montage, schwindelerregend, chaotisch und in einer Art fragmentiert, dass sich daraus ein guter Teil der Kraft eines grossen Films speist.» Evelyn Erlij, cinechile.cl

 

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