Friedenswoche St.Gallen

Reise der Hoffnung

CH 1989, 108 min, DCP, O/d-f
Regie: Xavier Koller
Darst.: Necmettin Çobanoğlu, Matthias Gnädinger, Nur Sürer, Emin Sivas, Erdinç Akbas, Yaman Okay, Yasar Güner, Hseyin Mete, Yaman Tarcan, Selahattin Firat u.a.

Im Oktober 1988 erschütterte ein Todesfall die Schweiz: Ein siebenjähriger Knabe starb im nächtlichen Schneesturm in den Armen seines Vaters auf dem Splügenpass. Vater und Sohn gehörten zu einer Gruppe türkischer Flüchtlinge, die von Schleppern auf dem Pass ausgesetzt worden waren. Einer, der sich von dem Drama erschüttern liess, war der Cineast Xavier Koller, bereits bekannt durch Filme wie «Das gefrorene Herz» oder «Der schwarze Tanner». Zusammen mit dem türkischen Autor Serif Gören schrieb Koller das Drehbuch zu «Reise der Hoffnung». Gören gewann 1982 in Cannes mit seinem Drama «Yol» die Goldene Palme. Er war dort als Regisseur eingesprungen, weil sein berühmter Kollege Yilmaz Güney zu jener Zeit in der Türkei in Haft sass und seinen Film nicht fertigstellen konnte. Necmettin Çobanoğlu, der in «Reise der Hoffnung» den Vater verkörpert, hatte bereits in «Yol» mitgespielt. Auf Schweizer Seite ist u.a. Matthias Gnädinger zu sehen; er verkörpert einen gutmütigen LKW-Chauffeur, der vergeblich versucht, die türkische Familie in die Schweiz zu bringen – bevor diese dann den skrupellosen Schleppern in die Hände fällt. Als der Film 1990 in Locarno seine Weltpremiere erlebte, war sein Thema visionär, und die Worte einer Ärztin im Film, dass noch viel mehr Flüchtlinge kommen werden, wirkten wie ein dunkles Omen. Sie bewahrheiteten sich schon im Jahr darauf mit dem beginnenden Krieg in Ex-Jugoslawien – in jenem Jahr erhielt Koller dann auch als bisher einziger Schweizer den Auslands-Oscar. «Ein cineastischer Klassiker zeichnet sich dadurch aus, dass er gut altert. Kollers Meisterwerk ist gar nicht gealtert, es ist zeitlos gültig und aktuell geblieben. Die Situation mit den Schlepperbanden mag sich noch verschlechtert haben, die Stimmung im Land ist heute noch genauso, wie sie Xavier Koller damals beschrieb. (…) Es lohnt sich, ‹Reise der Hoffnung› (wieder) zu entdecken – nur schon, um zu sehen, dass das einheimische Filmschaffen vor noch nicht allzu langer Zeit in der Champions League des Autorenkinos spielte – mit Werken, die am Puls der Zeit waren und etwas zu sagen hatten.» Christian Jungen, NZZ am Sonntag

 

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