Ausnahmeschauspielerin Sandra Hüller

Finsterworld

DE 2013, 91 min, DCP, D
Regie: Frauke Finsterwalder
Darst.: Sandra Hüller, Christoph Bach, Margit Carstensen, Jakub Gierszal, Corinna Harfouch, Carla Juri, Johannes Krisch, Sarah Mathilda Libbertz u.a.

Ein Eremit wandelt im maigrünen Laubwald, ein gestresster Fusspfleger wird auf der Landstrasse wegen Telefonierens am Steuer von der Polizei gestoppt und gebüsst, kann den Polizisten aber bestechen. Zwei uniformierte Schüler einer Privatschule begrüssen auf dem Schulweg ein turtelndes Kollegenpaar, dabei fällt der grinsend ausgesprochene Satz: «Na, ihr Spastis, ready for the KZ-Besuch?» Eine junge Dokumentarfilmerin filmt einen älteren Mann in seinem Wohnzimmer beim Essen von Dosenspaghetti und fragt ihn: «Vermissen Sie Ihre Frau?» Bereits die ersten Szenen von «Finsterworld» sind rasant erzählt und zeigen alltäglichen Wahnsinn in präziser Dosierung. Frauke Finsterwalder beweist in ihrem prominent besetzten Erstling zusammen mit ihrem Ehemann und Drehbuch-Koautor, dem Schriftsteller Christian Kracht, einen hochentwickelten Sinn für filmisches Erzählen und dramaturgische Spannungsbögen. Im weiteren Verlauf des Geschehens treten noch auf: ein versnobtes Ehepaar in einer Luxuslimousine auf der Fahrt nach Paris, eine einsame Seniorin in einem Altersheim sowie der Lehrer der erwähnten Schüler, hornbebrillt und bärtig, ein widerwärtiges Exemplar eines selbstgerechten Pädagogen. Er wird nach und nach zum Zentrum eines irrwitzigen und forciert politisch unkorrekten Films um eine Klassenfahrt zu einer KZ-Gedenkstätte. «Alle Figuren haben einen offenkundigen Hau weg, oszillieren zwischen liebenswert und unheimlich. Den Ausgang jeder Episode hält der Film lange offen. Dass der Zuschauer besonders gegen Ende recht unvorhersehbar von der Erheiterung (…) ins Entsetzen gestossen wird, ist einer seiner grossen Pluspunkte. Jenseits der wabernden Deutschland-Exegese gelingt ‹Finsterworld› so ein Kino-Vexierbild, in dem atemberaubend schnell und souverän Liebe in Hass, Bekenntnis in Zurückweisung, Menschlichkeit in Barbarei und Identität in einen Scherbenhaufen umschlägt. Für einen deutschen Kinofilm deutlich mehr, als man gemeinhin erwartet.» Kirsten Riesselmann, Der Spiegel

 

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