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La pazza gioia

IT/FR 2016, 118 min, DCP, I/d-f
Regie: Paolo Virzì
Darst.: Micaela Ramazzotti, Valeria Bruni Tedeschi, Valentina Carnelutti, Marco Messeri, Bob Messini, Roberto Rondelli, Anna Galiena, Tommaso Ragno u.a.

Villa Biondi heisst ein idyllisch in den Hügeln der Toscana gelegenes, offenes psychiatrisches Rehabilitationszentrum für Frauen. Eine der Patientinnen ist Beatrice, exzentrische Gattin eines offenbar sehr vermögenden Mannes; sie wurde wegen ihrer bipolaren Störung hier eingeliefert. Die attraktive Endvierzigerin ist eine Non-Stop-Plauderbox. Dank dieser Eigenschaft gelingt es ihr mühelos, jede Situation zu meistern und, zumindest für kurze Zeit, völlig «normal» zu wirken. Dabei hat sie die stupende Fähigkeit, eine Lüge an die nächste zu reihen und so ihre Umgebung zu täuschen. Dies geht so weit, dass sie es bisweilen sogar schafft, sich gegenüber neu eintretenden Patientinnen als Ärztin auszugeben. Das gelingt ihr auch bei Donatella, einer von Tattoos übersäten, dünnen jungen Frau, die nicht nur ein Drogenproblem hat, sondern auch einst versucht hatte, ihr Kind zu töten. Beatrice kann zwar ihren Schwindel gegenüber Donatella nicht lange aufrecht halten, trotzdem überzeugt sie die junge Frau, mit ihr zu flüchten. Die beiden besteigen einen Linienbus, der ganz in der Nähe der Villa Biondi hält, und die Reise beginnt. Sie führt sie, immer völlig überdreht wie die beiden Protagonistinnen, durch Shopping Malls, in Luxusrestaurants, in die Villa von Beatrices Gatten, in den Nachtclub, in dem Donatella früher arbeitete, und an zahlreiche andere Orte voll ganz normalen Wahnsinns. Paolo Virzì, der in seinem vorherigen Film «Il capitale umano» schon mit grossem Einfallsreichtum die kaputte Welt der Schönen und Reichen vorführte und Valeria Bruni Tedeschi in den Mittelpunkt stellte, hat seinen neuesten Film noch weitgehender um die grosse italienisch-französische Schauspielerin gebaut, die hier nun als Beatrice in einer der besten Rollen ihrer langen Karriere brilliert. Einer der ersten Filme, mit dem Valeria Bruni Tedeschi vor fast einem Vierteljahrhundert bekannt wurde, war ein Werk der französischen Regisseurin Laurence Ferreira Barbosa, «Les gens normaux n’ont rien d’exceptionnel». Schöner als mit diesem Titel könnte man es nicht auf den Punkt bringen, was sie nun auch in «La pazza gioia» mit jeder kleinsten Geste, in jedem Moment eines rasantens Film grandios verkörpert, der gleichzeitig auch eine Ode auf eine Frauenfreundschaft ist.

 

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